Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

64 __ Klippen des Glüds.

„Du wußteſt es? Du warſt alfo feine“ Vertraute, mit ihm im Geheimen gegen mich verbunden!“ rief fie mit vor Zorn bebender Stimme.

„Nein, Bertha, wie kannſt Du dies nur denken?“ entgegnete Eliſe ruhig. „Er hat zu mix nie ein Wort des Vertrauens geſprochen, aber einmal — wix waren allein, und i< hatte mi<h ſcharf verurtheilend über den Hexrn v. Ernau geäußert — da warf er mix vor, daß ih lieblos urtheile, und als er dann den Herrn v. Ernau nicht zu rechtfertigen, ſondern aus ſeiner Seele heraus zu erklären ſuchte, wie es gekommen, daß jener auf Frrivege “ geführt worden ſei, da ahnte ih, daß er niht für Jenen, ſondern für ſi ſelbſt ſpreche, und als er uns dann þlôß= li verließ und zugleich dex Herr v. Ernau in Berlin wieder auftauchte, da wußte ih, wer mein Lehrer getveſen war. Jh habe nie ein Wort darüber geäußert, niht eit= mal gegen meine guten Eltern, i< glaubte kein Recht zu haben, ſein Geheimniß zu verrathen, ſo ſange er ſelbſt es aufrecht erhalten wollte, aber für mi<h war es kein Ge= heimniß mehr.“

„Du wußteſt alſo auch geſtern, daß wir Herrn v. Ernau in unſex Haus aufnahmen! Ah, jeßt begreife ih, iweshalb Du Dich dazu drängteſt, an ſeinem Bette zu wachen und ihn zu pflegen! Natürlich, Du wollteſt ihn Dir erhalten, den reichen Herrn v, Ernau !“

„Frauchen, wie unfreundli<h und ungerecht urtheilſt Du wieder!“ ſagte Wangen vorwurfsvoll.

„Natürlich, ih bin ungereht! Fräulein Eliſe iſt ja ſelbſtverſtändlich das Muſterbild einer edelmüthigen, barm=