Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

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fort, ihrer Schwägerin , die ihr mit zornfunkelnden Augen nachſchaute, gönnte ſie niht einmal einen Abſchiedsbli>.

Wangen, der an dem Wortgefecht zwiſchen feiner Frau und Eliſe keinen Antheil genommen hatte, ging während deſſelben auf dem Altan guf und nieder. Jedes Wort, welches ſeine Frau zu Eliſe ſprach, ſchnitt ihm in's Herz. Wie giftig und boshaft klangen alle ihre Bemer= fungen! Ex fonnte es Kſärchen wahrli<h niht verdenken, daß ſie Partei nahm für die Angegriffene, und es war mindeſtens vexzeihlich, wenn ſie es in einer Bertha beleidi= genden Weiſe that, er wäre nicht im Stande geweſen, fie dafür zurechtzuweiſen, war er doch ſelbſt kaum minder als ſie empört über Bertha's Benehmen.

„Jh hätte nie geglaubt, daß Du ſo lieblos ſein könnteſt!“ ſagte er traurig, als er mit Bertha allein auf dem Altan war.

Bertha hörte die Worte wohl, aber ſie beachtete ſie nicht, nachdenklich ſchaute ſie vox ſi nieder, dann bli>te ſie plöblich zu ihrem Manne auf und haſtig fragte ſie:

„Haſt Du Herrn v. Ernau geſagt, daß Eliſe ſeine Pfle= gerin getveſen iſt?“

„Nein, das habe ich verſäumt. J<h wax fo überraſcht daritber, daß er ſi bei vollem Bewußtſein befand, dann daß er ſich mir als Herr v. Ernau vorſtellte! Jh habe ganz vergeſſen, ihm überhaupt von Eliſe zu ſprechen, unfere Unterhaltung war ſo kurz —“

„Entſchuldige Dich doch niht, Du haſt ja unbewußt gerade das Rechte gethan. Ernau darf nicht erfahren, daß Eliſe in unſerem Hauſe iſt. Du ſiehſt mich verwundert an?