Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

68 _— Nlippen des Glüds. y. Erxnau in unſerer Nachbarſchaft wohnt, weil ſie hoffte, bei uns die ihr vor vier Jahren mißglü>te Liebesintrigue wieder aufnehmen zu können, deshalb hat fie ſich au dazu gedrängt, den Verwundeten zu pflegen, deshalb hat ſie unermüdlich die ganze Nacht an ſeinem Bette geſeſſen und Hat daſſelbe erſt verlaſſen, als i<h ſie dur< Klara zum Frühſtü> rufen ließ. D, ih durhſchaue jezt die falſe flug berechnende Perſon! Aber ſie foll fi<h täuſchen! Fhr {lauer Plan ſoll niht in Erfüllung gehen!“

Immer unbehaglicher wurde es Wangen zu Muthe, während ſeine ſ{<döne Frau mit großer Zungenſertigkeit die gehöſſigen Beſchuldigungen gegen Eliſe erhob, zum erſten Male bemerkte er, daß ihr reizendes Geſicht einen Ausdru> haben fönne, der ihm gar niht gefiel, daß um den fein geſ<hnittenen Mund ein ſcharfer Zug ſi lege, daß thr dunkles, wunderſchönes Auge doh recht zornig und boshaft aufſc<hauen könne. Er fühlte ſi<h verleßt dur< Bertha's Worte, aber doh war ex zu gutmüthig und nachſichtig, um ernſthaft zu zürnen.

„JG begreife Dich nicht, Frauchen,“ ſagte ex traurig, „wie fannſt Du nux ſo hart und lieblos urtheilen und ſo ſeltſamen Einbildungen nahhängen.“

„Es ſind keine Einbildungen!“ erwiederte Bertha heftig. „Du ſelbſt wirſt Dich von der Wahrheit überzeugen, went Du nux die Augen öffnen willſt, die Deine Gutmüthigkeit blind ma<ht. Aber Eliſens Plan foll niht gelingen, i<h bin es dem unglü>lichen Herrn v. Ernau ſchuldig, ihn zu ſ<üßen vor den Nachſtellungen dieſer Circe. Wir haben uns Beide, Du und ich, ſ{<hweres Unrecht gegen ihn voxr=