Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

72 : Klippen des Glü>8.

Zuſammentreffen mit ihr war gewiß peinlich, aber es mußtè überwunden werden, denn bei der geringen Entfernung der Güter Plagniß und Linau ließ ſi<h kaum ein ſväteres Zu=ſammentxreſfen vermeiden. Je eher es überwunden wax, je beſſer ! ö

Egon erhob fich; es ging na der furzen Ruhe leichter als vorhin, wohl fühlte ex no< immer einen Anflug von Schwindel, aber es gelang ihm do<, aufzuſtehen.

Dort neben dem Waſchtiſch ſtand ſein Koffer, in ihm fand ex die nöthige Wäſche und einen Anzug, in welchem er es iwagen fonnte, ſich der Frau des Hauſes vorzuſtellen. Nicht ohne Anſtrengung gelang es ihm, feine Loilette zu vollenden, ex war doh noh recht ſ{<wac<h, mehrfa<h mußte er ſih unterbrechen und Minuten lang ruhen, ehe ex mit der leichten Arbeit zu Ende kommen konnte.

Jebt war ex fertig. Ex warf einen Bli> in den Spiegel. Faſt erſchrak ex vor dem Bild des bleichen Mannes, welcher ihn mit matten Augen anſchaute. Heute fiel es ihm zum erſten Male auf, daß er in vier Jahren doch rect viel älter geworden ſei, erglänzte dort niht in der ſ{hwarzen Locke, welche ſich unter dex leinenen Stirnbinde hervorſtahl, ſogar ein weißes Haar?

„Dex alte Verehrer wird der ſ{<hönen gnädigen Frau nicht mehr gefährlich werden !“ fagte er leiſe, ſeinem Spiegel= bild lächelnd zuni>end. „Du biſt nie ſ<hön geweſeu, heute aber ſiehſt Du über die Maßen verkommen und jämmer= ſih aus! Nun, vielleicht iſt's gut ſo, das Bewußtſein Deines kläglichen Anbli>ks wird Dich vor dummen Ein= bildungen ſ{hüßen, wenn etwa die ſchöne Frau Dich freund=