Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Roman von Adolph Strecfuß. 73

lich empfängt. Was todt iſt und längſt im Grabe liegt, foll niht wieder aufleben! Und die alien Erinnerungen ſind todt, fie ſind verſenkt in das Grab des unglü>lichen Pechmayer, wix können ſie niht brauchen für das neue, ernſter Arbeit gewidmete Leben!“

Ex ordnete noh etivas an dem Anzug, ſtri ein paar Falten glatt, die der elegante Sommerro> durch das lange Liegen im Koffer erhalten hatte, dann verließ er ſein Zim= mer, um hinabzuſteigen nach dem Altan, auf welchem, wie ihm Wangen geſagt hatte, ‘die ſ<höne Hausfrau den Gaſt erwarten werde.

In demſelben Augenbli>, als ex aus ſeinem Zimmer in einen dem Bodenraum abgewounenen halbhellen Vor=flur trat, öffnete ſi<h die Thüre eines anderen Manſarden= zimmers und aus derſelben trat auf den Voxrflur ein junges Mädchen, ein Kind von vielleicht faum vierzehn Jahren.

Egon blieb überraſcht unwillkürlich ſtehen. Die kleine grazióſe Geſtalt des liebli<hen Kindes erinnerte ihn an die Clfengeſtalt Lieëchens, ſeine Phantaſie verſehte ihn plöglih zurü> na< dem Schloß Oſternau, in das dem eben angefommenen Lehrer angewieſene Zimmer. Er ſtand wieder wie damals am Fenſter und ſchaute hinaus nach dem Garten; er hörte das fröhliche Gelächter zweier ſpielenden Kinder, dann drangen Beide dur< das dichte Gebüſch! Lieschens Bild, wie er ſie damals geſehen, ſtand in zauberiſchem Liebreiz vor ſeiner Seele, im nächſten Moz ment aber wax es verſchwunden, die Wirklichkeit machte ihre Rechte geltend, Egon wurde ſi< bewußt, daß ex in einem fremden Hauſe vor einem jungen Mädchen ſtehe,