Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

T4 Klippen des Glüds,

welches die Höflichfeit zu begrüßen gebot. Er verbeugte fich, wie er es vor einer erwachſenen jungen Dame gethan haben würde, zugleich aber ſchaute er das ſ<höne Kind mit nicht geringem Jutereſſe an. Die kleine grazióſe Figur hatte in der That eine Aehnlichkeit mit der Lieschens, und auh das liebliche Kindergeſicht hatte zwar nicht in den Zügen, wohl aber im Ausdru> etwas, das thn an Lieschen erinnerte. So neugierig und ſchelmiſch luſtig und dann wieder ſo ernſt forſchend, wie in dieſem Augenbli> das junge Mädchen, hatte ihn einſt auh Lieschen ange]<aut, als ſie ihn zum erſten Male ſah.

Klärchen ſ{hloß, als ſie Egon erbli>te, ſchnell die Thüre des Manſardenzimmers, aus dem ſie getreten war; mit einem leichten Knix erwiederte ſie ſeine höfliche Begrüßung,

“dann trat ſie ganz nahe zu ihm.

„Sie alfo find der Herr v. Ernau, von dem ih fo viel gehört habe!“ ſagte ſie leiſe. „Jc habe Sie mix ganz anders vorgeſtellt.“

„Wirklich? Und wie haben Sie ſich denn meine geringe Perſon vorgeſtellt, mein Fräulein?“ fragte Egon unwill= fürlich lächelnd.

„Das weiß ich eigentlich ſelbſt nicht, aber ganz anders. Freilich, die Stirnbinde entſtellt Sie, und wenn Sie ſich erſt von dem Blutverluſt erholt haben werden, werden Sie auch beſſer ausſehen. Fühlen Sie ſi<h wieder wohler ? Sind Sie kräftig genug, um allein zu gehen, oder ſoll ih Sie führen? Sie lächeln und denken, ſolch? fleines ſchwaches Ding, wie ich, werde Jhnen nichts nüßen können; aber Sie irren ſich! J< bin ſtärker als Sie glauben, ſtühen Sie ſih