Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

15

- Roman von Adolph Strecfuß. 59

„Es iſt mix gar niht ſ<wer geworden, zu erreichen, was i< wollte,“ ſagte er heiter. „Lieschen iſt nicht ſo eigenſinnig, wie Du glaubſt, Frauchen, weil Du einmal eine unbeſieglißhe Abneigung gegen ſie fühlſt. Sie hat niht daran gedacht, früher als am Sonntag abzureiſen, oder, während ſie no< in Linau iſt, einen Mißklang in unſer Familienleben dadur< zu bringen, daß ſie ſi<h etwa in ihr Zimmer verſchließt; um nicht mit dem Vetter Albrecht zuſammenzutreffen, ſie fürchtet eine Zuſammenkunft mit ihm niht; aber allerdings, Vetter, freundlich geſinnt iſt ſie Ihnen nicht, und ih habe keine großen Hoffnungen darauf, daß es Jhnen gelingen wird, ſie verſöhnlich zu ſtimmen. Sie hat mix in aller Ruhe exflärt, ſie habe ſi<h geweigert, Sie in unſerer Abweſenheit zu empfangen, weil ſie niht ge= wünſcht habe, dur< ein Alleinſein mit Fhnen zu Er= örterungen über die Vergangenheit gezwungen zu ſein, aber ein Zuſammenſein mit Jhnen im Familienkreiſe werde ſie fo wenig vermeiden, wie das Zuſammenſein mit jedem fremden Gaſte des Hauſes. Sie ſeien ihr ein Fremder; jede nähere verz wandtſchaſtliche Beziehung zwiſchen Jhnen und ihr ſei für immer abgebrochen, ſie werde jeden Vexſuch, ſolche etwa er= neuern zu wollen, mit aller Entſchiedenheit zurü>zuweiſen wiſſen. Jh kann Jhnen nicht verhehlen, Vetter, gerade die Nuße, mit der ſie dies erklärte, ſ<wäht meine Hoffnung, eine Verſöhnung zwiſchen Fhnen Beiden hervorzurufen. Jedenfalls meine ih, werden Sie gut thun, niht im Sturm vorzugehen; Sie könnten ſich ſonſt leicht einer ſcharfen, nicht wieder gut zu machenden Zurückweiſung ausfehen.“