Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

60 Klippen des Glüs. : 29.

Fn dem vom Herrenhauſe am weiteſten entfernten Theile

des herrſchaftlichen Gartens von Linau, dort, wo dur< einen Gitterzaun der Garten abgegrenzt wird von der großen Wieſe, liegt verborgen im dichten Gebüſch eine ſchattige Laube, zu welcher nur ein ſhmaler, fi<h dux< das den Garten gegen die Felder hin abſchließende Buſchwerk ſ{hlän= gelnder Fußpfad führt. Die Laube war früher der Lieb= lingsplaß des alten Herrn v. Wangen geweſen, er hatte, ohne ſelbſt geſehen zu werden, von ihr aus einen weiten Neberbli> über die Wieſen und Felder gehabt; oft hatte er Stunden lang im heißen Sommer, ſein Pfeifchen rau= end, in der Laube geſeſſen, um ſeine auf dem Felde arbei= tenden Leute in aller Bequemlichkeit zu beobachten, ſie wurde deshalb in Linau allgemein die Herrenlaube ge= nannt. Nach dem Tode des alten Herrn war das Gebüſch no< mehr verwildert, denn ſein Sohn liebte es nicht, ſtill in der Laube zu ſißen, er ritt lieber “auf's Feld hinaus direkt zu den Arbeitern, und auch die junge Frau v. Wan= gen fand es langweilig, ganz am Ende des Gartens in der einſamen Laube ſi< aufzuhalten, die einfache Holzbank in derſelben war ihr unbequem, ſie wiegte ſich E auf den Altan in ihrem Schaukelſtuhle.

Erſt nachdem Eliſe nah Linau gekommen war, wurde die Laube wieder häufiger beſucht. Eliſe erwählte ſie zu ihrem Lieblingsplaß, die meiſten Unterrichtsſtunden ertheilte ſie Klärchen in der Laube, nirgends konnte ſie traulicher und ungeſtörter mit ihrer Schülerin ſi< unterhalten, als hier.

Nach ihrer lieben Laube wanderte Arm in Arm mit