Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Roman von Adolph Strecfuß, 61

Klärchen Eliſe auf den gewundenen Fußweg durch das Gebüſch, um dort die lehten Stunden des ſcheidenden ſchönen Sommertages im Freten zu genießen, bis die vom Herren= hauſe herübertönende Glode ſie zum Thee na< dem Altan rufen würde. Sie wäre wohl gern na< der Unterredung, welche ſie ſoeben mit Wangen über ihr- Verhältniß zum Vetter Albrecht gehabt hatte, allein geweſen, um ruhig nachzudenken, aber Klara, die ſonſt ihr jeden ihrer Wünſche in den Augen zu leſen verſtand, wollte es heute nicht ver= ſtehen, daß Eliſe ſie niht zur Theilnahme an dem kleinen Abendſpaziergange aufgefordert hatte, und zurücweiſen ließ ſi ihre Begleitung nicht, um keinen Preis hätte Eliſe das liebe, ihr ſo herzli< ergebene Kind kränken mögen.

Fühlte es Klara troßdem, daß ihre Begleitung nicht ganz willkommen war? Sie ging ſchweigend neben Eliſe her, und als die Laube erreicht war, ließ ſie Eliſe allein hinein treten. Sie ſelbſt blieb vor derſelben ſtehen und ſchaute mit einem Ausdru> recht ernſten, tiefen Nachdenkens hinaus in’s Freie, ihre Blicke flogen über die Wieſen und Felder fort nach der Richtung, in welcher weit in der Ferne, dem Auge niht mehr ſichtbar, Schloß Plagniß lag, nux den breiten, von hohen italieniſhen Pappeln eingeſäumten Weg, der von Linau nah Plagniß führt, konnte ihr Blit weithin verfolgen.

Lange Zeit ſchaute Klara ſinnend in die Ferne, dann ivendete ſie ſi<h plößli<h zu: Eliſe, ſie ſehte ſich zu dieſer auf die Holzbank und ſlang den Arm um ihren Nacken.

„Du glaubſt gar nicht, wie lieb ih Dich E ſagte ſie, Cliſe küſſend und wieder küſſend. /