Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

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62 Klippen des Glü>s.

„F< weiß ‘es, Du liebes, trautes Kind!“ erwiederte Eliſe lächelnd, den zärtlichen Kuß erwiedernd.

„Nein, Du weißt es niht und kannſt es gar nicht ahnen,“ fuhr Klara eifrig fort. „Jh habe Dich ſo lieb, wie ih gar nicht geglaubt habe, daß ih einen Menſchen lieb haben könnte, und ih kann es nict faſſen, daß Du nun wixrklih am Sonntag für immer von uns fortgehen willſt.“

„Es muß doch ſein, Klärchen !“

„Freilich muß es ſein. Die böſe Schlange duldet Dich nicht in ihrer Nähe, und ih ahne jet, weshalb. Wenn Du mix nux exlaubt hätteſt, dem Herrn v, Ernau zu ſagen, daß Du noch in Linau biſt und erſt am Sonntag abreiſen willſt.“

„Klärchen !“

„Sieh, Eliſe, das bekümmert mich, das thut mix in der Seele weh, daß Du kein rechtes Vertrauen zu mix haft. F< bin doch kein Kind mehr, ih habe die Augen offen und ſehe Alles, mehr als Du glaubſt.“

„Was ſollte ih Dir wohl vertrauen, Klärchen ?“

„Daß Du den Herrn v. Ernau re<ht von Herzen lieb haſt!“

Ein dunkles Roth überflog Eliſens Geſicht und Na>en, ſie wollte ſi losmachen aus den Armen Klara's, dieſe aber umfing ſie nur um ſo feſter und rief dann luſtig:

„Du haſt Dich verrathen, jeht weiß ih es ganz gewiß, jet brauchſt Du es mir gar niht mehr zu vertrauen. Aber beruhige Dich nux, ih wußte es auh ſchon vorher. Jch habe Dich ja ſo lieb, da habe ih geleſen in Deinem