Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Roman von Adolph Strefuß. 63

lieben ſ{önen Geſicht, in Deinen Augen. Damals {on wußte ih es, als er blaß und blutig auf dem Vorflurx lag, als Du ihn erkannteſt; ih habe es geleſen in dem glück= ſeligen Ausdru>, der aus Deinen Augen ſtrahlte, als Du hörteſt, daß er niht gefährlih verwundet ſei. Und dann habe i< Hugo gefragt und ihn ſo lange gebeten, bis ex mix erzählt hat, daß dex Herr v. Ernau als Lehrer ver= fleidet bei Deinem Vater in Schloß Oſternau gelebt und Dix Klavierunterricht gegeben hat, und daß zu derſelben Zeit au< Bertha bei Euh im Schloß lebte. Das Alles weiß ih und no< viel mehr! Glaubſt Du nun, daß i< die Augen offen habe?“

„Vielleicht mehr, als es gut iſt!“ erwiederte Eliſe ernſt.

„Vein, gerade nur ſo viel, wie nothwendig iſt, um für Dich zu ſehen, denn Du ſiehſt ja niht oder willſt nicht ſehen. Was habe ih wohl heute geſehen, als wix in Plag= nig bei Herrn v. Exrnau waren ?“

„Laß uns von elwas Anderem ſprechen, Klärchen,“ ſagte Eliſe, deren Wangen von Neuem das verrätheriſche Blut röthete; aber Klara ließ ſi<h ni<ht abweiſen, ſie fuhr eifrig fort : ;

„Jh habe geſehen, daß Bertha den Herrn v. Ernau angebli>t hat, wie ſie feinen anderen Mann anſchaut, mit ihrem ſchönſten falſchen Lächeln; ih habe geſehen, daß ſie ihm beim Abſchied die Hand zärtlich gedrückt hat, “O, ich jehe Alles! FJebt weiß ih auch, weshalb Du fort von uns mußt, weshalb Herr v. Ernau gar nicht exfahren ſoll, daß Du bei uns in Linau biſt. Vor nächſter Woche darf er niht hieher kommen, das hat der Doktor geſagt, und