Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Roman von Adolph Stre>fuß, 65

ivollen wix mehr über Herrn vy. Ernau ſprechen, ih weiß ja nin doch, was i< weiß.“

Sie umarmte noh einmal Eliſe ſtürmiſch, dann riß ſie ſi los und luſtig auflachend eilte ſie voran dem Herren= hauſe zu. Eliſe folgte ihr langſam, ſie bedurfte eines furzen ungeſtörten Alleinſeins, um die wirr durcheinander fluthen= den Gedanken zu ordnen, die Kſara’s Worte hervorgerufen hatten. Mit Beben dachte ſie an die Möglichkeit, daß ſiegezwungen tverden könnte, ihn wiederzuſehen, ihn, an den ſie während vier langer Jahre ſo oft mit bangem Zagen gedacht hatte, bei dem in den leßten Tagen und Nächten ihre Gedanken unabläſſig geweſen waren. Es erfüllte ſie eine bange Furcht und doh au< wieder ein ſüßes Hoffen, wel= ches ſie ſich ſelbſt niht zugeſtehen mochte.

Auf dem Altan wurde Eliſe {hon erwartet, als ſie wohl fünf Minuten ſpäter als Klara, die fie bereits an= gemeldet hatte, eintraf; ſie hatte während des kurzen Spa-z gierganges dur< den Garten die Faſſung gewonnen, um den Vetter Albrecht in ruhig ernſter Weiſe, nicht unfreund= lich, aber kaum anders als einen Fremden zu begrüßen. Auch ihr erſchien dex Vetter ſo traurig verändert, daß ſie niht umhin konnte, einiges Mitleid, welches ſie milder ſtimmte, für ihn zu fühlen. Er mußte wohl ſ{hwer in den vergangenen Jahren gelitten haben. War vielleicht in ihm das Gewiſſen erwacht? Raubte ihm die Erinnerung an eine ſ<macvolle That die Ruhe ſeiner Nächte? Quälte ihn die Neue? Glülich war er ſicherlich niht. Wenn er wirklich ein Verbrechen begangen hatte, fo genoß ec die

Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd. VI. 5 è