Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

68 Klippen des Glüds.

Jn einer ganz ſeltſamen, für Eliſe förmlich unbegreiflichen Weiſe benahm ſich bei dieſen Andeutungen Bertha. Sie wurde verlegen, ſie wies die Beſchuldigung, für den Jnſor= matox ein höheres Jntereſſe gefühlt zu haben, in einer fo ſonderbaren Art zurü>, daß durch die Zurüctweiſung beinahe mehr als dur< Albre<ht’'s Worte deren Nichtigkeit beſtätigt ivurde. Sie leugnete es nicht, daß ſie dur ſein Spiel ſtets im tiefſten Herzen bewegt worden ſei, aber ſie ver= theidigte ſich mit einem jibermäßigen Eifer dagegen, daß ihr Jutereſſe ſeiner Pexfon gegolten habe, und obwohl Wangen, deſſen gute Laune ſichtlich einer tiefen Verſtim= mung wih, mehrfa<h das Geſpräh nach einer anderen Richtung zu leiten ſich bemühte, wußte ſie es doch mit der Unterſtüzung Albrechts immer wieder auf den Herri v. Ernau zurü>zuführen. Sie erzählte ſelbſt von dem Beſuch, den ſie am Nachmittag mit Wangen und Klara in Plagniß gemacht, von der Liebenswürdigkeit, mit welcher Ernau ſie empfangen habe, von ſeinem wunderbaren Spiel, dem ſie mit wahrem Entzücken gelauſcht habe, wähz xend Wangen und Klara ſi< in der Plagniber Wirth=ſchaft umgeſchaut hätten.

Wangen konnte niht umhin, zu beſtätigen, daß Ernau noch immer derſelbe Künſtler ſei, als dex ex ſich in Schloß Ofternau gezeigt habe, aber nux auf das Anrufen ſeines Urtheils hin ließ ex ſich zu dieſer Zuſtimmung bewegen, und er gab ſie in verdroſſen widerwilliger Weiſe halb gezwungen ; noh verdrießlicher aber wurde ex, als Bertha ihn aufforderte, am nächſten Tage ſeinen Beſuch in Plagz niß, und zwar in Begleitung Albrechts, zu wiederholen.