Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

72 Klippen des Glüds.

und während Albrecht meinte, der Weg nah Plagniß ſei doh recht lang und langweilig, wax ex gar nicht damit zufrieden, daß ſchon der Wagen in den Plagnißer Gutshof einfuhr, denn er war mit ſeinem Plan noh nicht völlig im Reinen.

Egon wax durch das Geräuſch des über das Hofpflaſter rollenden und am Portal vorfahrenden Wagens an's Fenſter ‘gelo>t worden, es exfüllte ihn mit nicht gezinger Verwunderung, daß Wangen heute ſchon, und zwar in Geſellſchaft eines thm unbekannten und doh bekannt ſcheinenden Herrn ſeinen Beſuch wiederholte. Ex begrüßte vom Fenſter aus die aus dem Wagen ſteigenden Gäſte, dann ging er ihnen entgegen.

Wex mochte der Fremde ſein? Erſt als Albrecht ihm die Hand entgegenſtre>te und ihn fragte: „Sie kennen mich wohl niht mehr? Hat Herr v. Exrnau die alten Freunde des Kandidaten Pechmayèr denn ganz vergeſſen ?“ ſtieg Þlößlih, dur< den Ton der Stimme hervorgerufen, die Crinnerung an den Lieutenant v. Oſternau in Egon auf, und jeßt fand er au< bekannte Züge in dem ſo ſehr veränderten, ſchlaffen, gealterten Geſicht.

Unwillküxlich trat ex einen Schritt zurü>. Er konnte mit dieſem Menſchen keinen freundſchaftlichen Händedru> austauſchen. Dex Dieb, dex Brandſtiſter hatte kein Recht auf ſolche Begrüßung. Verdiente aber auch wirklich Albrecht ſolche Bezeichnung? «Kein Beweis lag gegen ihn vor, das hatte Storting ſelbſt anerkannt, und er kam in Geſell= ſchaft des Herrn v. Wangen als Gaſt nah Plaguiß. Ganz überwinden konnte Egon feinen Widerwillen nicht.