Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Mannigfaltiges. : 249

„Das möchte i<h wohl ſehen! Wie würden Sie das an ſtellen 2“

„So!“ ſagte Vernet und ſprang mit leichtem Schwunge hinüber.

„Wahrhaſtig! Ei, Sie machen mir Luſt, das auch zu probiren. Jhr Wagniß ſte> an, und ih gekraue mix, mein Glück zu verſuchen.“

„Sie 2?“ rief der große Maler mit ſchallendem Gelächter. „Das möchte ih wohl auch ſehen! Wie würden Sie es anſtellen ? Jh wette um die Mittagszeche, daß Sie mitten hinein plumpſen.“

„Machen Sie mich niht ängſtlih! Die Zeche? Jſt das ſehr theuer ?“ fragte der Dice beſorgt.

„Einen Thaler wohl mindeſtens

„Viel Geld! Abex ih will den Verſuch machen!“ Und dex Dicée nahm einen Anlauf, hielt wieder inne, zierte ſich no< eine Weile und gelangte ſhwetfällig — um einen Fuß weiter hinüber als Vernet gekommen war.

„Sie müſſen mix Revanche geben!“ ſagte dieſer etwas pifixt.

Der Dicke zu>te die Achſeln. „Gewagte Sache!“ meinte er; „was mir einmal dur< Zufall glü>te, wird nicht ſo leiht wieder glücen. Aber — ehrli<h Spiel! Morgen wollen wir no< einmal um die Zeche ſpringen.“

Wirklich bot fich am nächſten Tage eine neue Gelegenheit zum Wettkampf, und abermals beſiegte der dice Mann ſeinen Rivalen dur eiñen Fuß Entfernung, wobei er ſelbſt no<mals ſeine Verwunderung über den „erſtaunlih glüclihen Zufall“ äußerte, der ihn wieder gewinnen ließ. Das Spiel wiederholte fi noch öfters, und Vernet unterlag jedesmal. Endlich, auf der lebten Station ſagte der Dice zu Vernet, der ſi<h jezt niht mehr über ha luſtig machte, aber um ſo mehr ärgerte, mit zwinternden Augen: „Zh bin Jhnen ſehr verbunden, mein Herr, daß Sie die Güte hatten, mih den größten Theil der Reiſe über

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