Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

162 Das Herzblättchen. Í

„Komiſch? Aber ih muß Dich doch bitten —“

„Na ja, dann traurig, wenn es Dir ſo beſſer klingt,“ meinte dex S<hloſſermeiſter, während ex ſich gemächlich auf dex Gartenbank niederließ. „Wo iſt denn Dein gnädiges Fräulein Lochter, daß man ſeinen unterthänigſten Glücl wunſ{<h anbringen kann?“

Meiſter Müller ſ{<haute fragend auf das Mädchen, welches eben eine Flaſche Bier mit zwei Gläſern vor den Männern auf den Tiſch niedexrſebte.

„Fräulein Helene iſt mit dem Herrn Baron in der Stadt, Beſuche abzuſtatten,“ berichtete die Magd.

„Natürlich,“ lachte der Schloſſermeiſter bitlex auf, als das Mädchen ſich wieder entfernt hatte, „man muß ſich doch ein wenig in dem neuen Glück ſonnen, es wird niht gar zu lange andauern, fürchte ih.“

„Du ſcheinſt nux gekommen zu ſein, um Deine Galle bei mix zu entladen, Knorr. Aber Du ärgerſt mich niht mehx, denn ih weiß, daß aus Dix der pure Neid ſpricht. Dein Wilhelm freili<h wird nie eine Baroneſſe kriegen.“

„Wofür ih mich auh höflichſt bedanken würde,“ meinte Knorx tro>en, während ex das gefüllte Glas an die Lippen führte. Dann bli>te er ſeinen Freund eine Weile ſ<wei= gend an und ſagte mit einem Male in gänzlich verändertem Tone: „Menſch, biſt Du denn ganz von Sinnen, willſt Du wirklich Dein Kind in's Unglück ſtürzen ?“

„JG kann kein Unglüe darin erbliden, wenn meine Helene eine Frau Baronin wird, das iſt ein Glücsfall, dente ih —“

„Natürlich, die hohe Ehre!“ la<hte Knorr ingrimmig

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