Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

164 Das Herzblättchen.

erhalten fönnen, aber Du haſt eine verwöhnte Theater= prinzeſſin aus ihx gemacht.“

„Und ich Habe Necht damit gehabt, denn nun wird ſie doch eine Frau Baronin.“

„Na ja, und was weiter? Jh bin ja weit entfernt, unlautere Abſichten bei ihm vorauszuſebßen , ex ſoll es im Gegentheil gut und ehrlich mit Helene meinen, aber er iſt ein Schwachkopf, wie alle die geſ<hniegelten und gebügelten Herrchen, welche es nicht verſ<mähen, das Modejournal zu ſtudiren. Dann aber, was weißt Du überhaupt über den Herrn. Ex hat ſi< als Baron bei der Fremden= polizei legitimirt, das iſt aber auh Alles. Auch untex den Vornehmen und Reichen laufen viele zweifelhafte Exiſtenzen herum. Abex der Name, der hochtönende Titel hat Dich verblendet. Das iſt eben die Wurzel alles Uebels, daß ſich die blöden Augen durch den bloßen Schein betrügen laſſen, Zum Teufel auh, Dein Mädel foll den Titel nicht heiz rathen, ſondern den Mann; mit dieſem ſoll ſie glüc{li< werden, Freud und Leid des Lebens theilen. Der Mann iſt Alles, der Titel nichts. Schaut auf den Mann und nicht auf den Namen!“

Der ehrliche Meiſter hatte ſi<h ordentlih warm geſprochen; er fuhr ſi<h mit dem groß geblümten Taſchentuch übex die Stirn und tupfſte die Schweißtropfen von derſelben ab, dann ſtärkte er ſi<h dur< einen kräftigen Zug aus ſeinem Glaſe.

Aber wie der Prediger in dex Wüſte hatte er tauben Ohren gepredigt, denn Meiſter Müller wax nux halb bei der Sache geweſen, und hatte obendrein ein mitleidiges Lächeln

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