Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Novelle von G. Höcker. 165

zur Schau getragen, welches deutlich fund gab, daß ev die Sache jedenfalls beſſer verſtehe, als ſein polternder Freund. So gab er ihm auh nur eine kurze Antwort auf ſein wohlmeinendes Reden.

Ex kenne den Baron, denn dieſer habe ihn auf das Ge= naueſte in alle ſeine Verhältniſſe eingeweiht. Myloſez ſei im Augenbli> nicht eben der Reichſte, aber über furz oder lang müſſe ex eine ſteinreiche alte Tante beerben. Dieſe ater ſei eine vorurtheilsfreie Dame, welche Helene wie eine Tochter auf ihrem Shloſſe aufnehmen werde. Das einzig Schreliche füx ihn bei der Sache ſei nux, daß der Baron möglichſt raſh Hochzeit zu machen und unmittelbar nah derſelben mit ſeiner jungen Gattin in die ferne Heimath abzureiſen gedenke. Sein Herzblättchen, ſeinen Sonnenſtrahl aber von ſih zu laſſen und noh dazu ſo raſh und Ul= vermittelt, ſei für ihn, den alten Mann, ein arger Herzenê= fummer.

Knorr lenkte verſtimmt das Geſpräch auf ein anderes Thema, denn obwohl ex den eigenſinnigen Charakterzug ſeines Freundes kannte, ſto ärgerte es ihn doh, daß alle ſeine wohlmeinenden Worte ſüx nichts und in den Wind geſprochen waren.

Die Freunde trennten ſich noh verſtimmter als das vorige Mal von einander. Wochen gingen in das Land, che der Schloſſermeiſter ſich wieder in dem Schweizerhauſe cinfand.

Wenn es die Abſicht Meiſter Müller's geweſen wax, durch die Hcirath ſeines Kindes Aufſehen in der Stadt zu erregen, ſo war ihm dies im vollſten Maße gelungen,