Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

166 Das Herzblätlchen.

freilih wohl uicht ſo, wie es ihm gefiel. Man lachte, ſpottete über das „Leimpfännchen“, oder zu>te vornehm die Achſeln.

Dem jungen Ehepaare ſelbſt aber ſchien der Himmel ſo blau und die Sonne ſo golden, wie no< nie zuvor. Eie reisten gleih na<h der Hochzeit ab, und gaben auf das Urtheil der Leute wenig oder gar nichts.

Jn wiſchen war der Herbſt heran gekommen. Auf deu Bergſpißen lag früh Morgens ſchon eine leichte Neifde>e und die Mehrzahl der Kurgäſte verließ den Badeort. Auch in Meiſter Müllers Schweizerhaus war es leer geworden und ſ<hließli<h bewohnte er es mit der Magd ganz allein.

Leberecht Müller fühlte, ſeitdem Helene von ihm ge= ſchieden , exſt re<t, wie ſehr ſein Herz an ihr gehangen, und daß ſie in Wahrheit ſein Sonneuflrahl geweſen war. So lange ſie mit ihrem glü>lichen Lachen und ihrer frohen Zukunſtshoffnung no<h um ihn geweſen, hatte er nux zu gern ihren Glauben getheilt, daß ſie wirkflih an der Seite ihres Gatten ihrem Glü> entgegen ging. Aber ex mußte ſich ſagen, daß für ſeinen Lebensabend das Glüdt dahin iar, mochten nun des Schi>ſals Würfel fallen, wie ſie wollten. Ex ſah nur Vereinſamung vor ſi<, und da er ſich no< zu jung im Hexzen fühlte, um ergeben mit dem Leben abzuſchließen, fo beſchlichen oft trübe Ahnungen ſein Herz, welche ihm früher fremd geweſen waren. Sein Haus, das fonſt immer ſeinen ganzen Stolz auëgemacht hatte, erſchien ihm niht mehr als daſſelbe, ſeitdem Helene nicht mehr în demſelben weilte. Dazu wax ex meiſtens auf ſich allein angewieſen. Ein Wirthëhausgänger war ex nie ge=

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