Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Novelle von G. Höcker. 171

Auch Kuorx hörte von den Gerüchten, aber ex glaubte nicht ret daran, denn ex konnte ſich niht denken, daß ſeine Prophezeiung ſich ſo raſ< in Wirklichkeit umgewandelt und die hohen Pläne, wel<he Müllex mit ſeiner Helene gehabt, dieſen ſo raſh ruinivt haben ſollten.

Ex wax verſtimmt gegen den Freund, das war freilich richtig, aber beim nahenden Frühling hielt es ihn doh nicht länger, und ex machte ſich auf, Meiſter Müller wieder einmal zu beſuchen.

Knorr hatte das wohl bekannte Häuschen bald erreicht und trat in daſſelbe ein. An die Wohnſtubenthüre klopfte ex zu wiederholten Malen, ohne daß ihm Anwort \vurde. Als ex eintrat, fuhr er erſhro>en zurü>. Meiſter Müller befand ſi<h in dem traulihen Gemach; ex ſaß vox dem runden Tiſche und hatte den Kopf auf beide Hände gelegt. Knorx vermochte das Geſicht des Freundes nicht zu ſehen, aber er vernahm Laute, welche ihm tief zu Herzen gingen, denn der alte Mann weinte und ſ{luc<hzte wie ein Kind.

Ex hörte weder den Gruß des Eintretenden, no< be= antwortete ex ihn. Knorr war bis ganz dicht an ihn herangetreten, und ſein Blik fiel auf einen halbzerknitterten Zettel, dex neben dem alten Mann auf den Boden gefallen war. Ex bückte ſih und hob ihn auf, und als dabei ſeine Augen über den Fnhalt glitten, da wurde auh der Schloſſermeiſter blaß, denn auf dem Zettel ſtand nichts weiter als:

„Nimm mi<h zu Dix und laſſe mih nicht hier in dex Fremde ſterben, deun ih bin tief unglü>li< und fühle es,