Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

174 Das Herzblättchen.

Heimath gebracht. Der ehrliche Schloſſermeiſler hatte nur zu Recht gehabt, und Myloſcz war der Mann nicht ge= weſen, welcher ſeine Liebe behauptet gegen jeden Anprall. Helene hatte er ihrer Schönheit willen lieb gewonnen, und wenn die Verhältniſſe ihren glatten Lauf gegangen wären, dann würde ſie es vielleicht auh ihr ganzes Leben gut bei ihm gehabt haben. So aber erkaltele feine Liebe ſofort, nachdem ſeine Berehnung mit dem Teſtamente dex Erbtante ihn im Stich gelaſſen hatte und die Verwandten feindlich wider ihn aufgetreten waren. Ex fing an, Helene gleichgiltiger zu behandeln und ihr Vorſtellungen zu machen, was für ein großes Opfer ex ihr durch die Heirath ge= bracht. Die im Lande hoch angeſehenen Verwandten aber, welche von feiner bürgerlichen Heirath innerhalb ihrer Kreiſe wiſſen wollten, machten insgeheim dem <harafterſ<wachen Baron den Vorſchlag, ſein Weib zu verlaſſen. Die Vexr= wandten waren ſelbſt rei<h und brauchten das Geld der Exbtante nicht, aber ſie ſ<hworen, nux dann, wenn der junge Ehemann auf ihren Vorſchlag eingehen würde, am reihen Erbe ihm einen Antheil zu gönnen. Myloſcz war niht lange im Zweifel, was zu thun ſei, wo es ſi einzig darum handelte, entweder der ſüßen Gewohnheit des Ge= nießens weiter anzuhangen, oder in harter Arbeit ſich und ſein Weib zu ernähren. Er erkannte jeht auf einmal, daß die Liebe zu Helene nur ein flüchtiger Rauſch geweſen war, welcher, ihm ſelbſt unbegreiflih, ſeine Sinne völlig umgaukelt hatte, Mit einem Male wußte ex ſehr kühl und verſtändig zu ſprechen, dabei wurde er immer fremder und einſilbiger gegen Helene, und als ex den Prozeß gegen die