Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

182 Das Herzblältchen.

Manne vermochte man Freude und Glücſeligkeit aus dem ehrlichen Geſichte herauszuleſen.

Dem Tage des Jubels folgte aber auh wieder mancher voll banger Sorge und finſlerer Veſürchtungen, denn He= lene fühlte ſi<h äußerſt ſchwach, und wenn ihr Körper ſich auh na< und na< erholte, ſo war do<h ihre ſeeliſche Stimmung eine äußerſt trübe und gedrüctte und wurde durch die eingeleitete Scheidungsklage auh dauernd ſo ex= halten. Sie liebte zwar ihren Mann ſchon längſt nicht mehr; hatte ſie ihn doh niemals wirkli<h aufri<htig und wahrhaftig geliebt. Sie war eben ein leichtſinniges, flatter= haftes Ding geweſen. Jhxr Herz war gut, aber die falſche Erziehung hatte ſie verdorben. Denn, wie Knorr nux zu richtig bemerkt hatte, es waren durch die hochgeſ{raubte Er= ziehung Anſprüche in ihr gewe>t worden, welche Befriedi= gung weder dur< den Stand no< dur< das Vermögen des Vaters erlangen fonnten. Abex der herbe Schicfſal2=

_\<lag, welchen ſie erlitten, und das auf ihn folgende harte Schmerzenslager hatten ihren Sinn von Grund aus um= gewandelt. Jhr Sinn hatte ſi<h na< FJnnen gekehrt, und das früher ſo auëgelaſſene Mädchen war zu einer ernſten Frau geworden, und die erfahrene fur<tbare Ent= täuſhung fuhr fort, ihre Schatten auf ihr Gemüth zu werfen.

Auch für Vatèr Müller begann eine Reihe ſ{hwerer Sorgentage, denn nunmehr ſollte ex die geliehenen Summen zurü> bezahlen, welche das ſ{<were Krankenlager Helenens verſchlungen hatte. Sein Vermögen war aber aus befannten Gründen ſehr zuſammen geſ<molzen, und es reichte

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