Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

192 Meiſter Hans.

Kranfheiten und Hungersnoth aus, die Geſchäfte ruhten, und mit dem allgemein mangelnden Erwerb begannen au< die Einkünfte des Künſtlers ſi< zu verringern. Noth und Sorge zog in ſein Haus ein. So kam ihm dex Vorſchlag ſeines Freundes Erasmus, dem er in Antwerpen cinen längeren Beſuch abgeſtattet, nah England zu gehen, ſehr gelegen. Erasmus hatte ſelbſt in London, am Hofe Heinris VITT., gelebt und ſtand mit dem gelehrten Staats= fanzler des Königs, Thomas Morus, in fortwährendem Briefwechſel. Dieſem empfahl Erasmus den Baſeler Maler auf das Wärmſte, indem er zuglei<h als Probe von deſen Leiſtungsfähigkeit zwei Porträts ſandte, zu welchen er Holbein furz vorher geſeſſen hatte.

Wie gewaltig anregend mußte die Reiſe, mußte der Eindru> der Rieſenſtadt London ſelbſt auf den jungen Künſtler wixken, der aus den do< immerhin beſchränkten Kreiſen einer deutſ<hen Mittelſtadt kommend, hier zuerſt Einbli> in das großartige Getriebe des Handels, in das prunkvolle Hoſleben und die ewig wechſelnden Bilder einer mächtigen Reich8metropole erhielt.

Die Deutſchen waren zu jener Zeit in London ſehr bez liebt; in den Händen der Vertreter der Hanſa, welche hier eine eigene große Niederlaſſung, den mit bedeutenden Priviz ſegien ausgeſtatteten Stahlhof beſaß, ruhte vielleicht der größte Theil des Handels, erſt ſpäter verdrängte ſie das nationale Selbſtgefühl und der erwachende eigene Handel3= trieb der Engländer aus dieſer hervorragenden Stellung.

Auch die Deutſchen ſelbſt fühlten ſih heimiſh und wohl am Themſeſtrand. Holbein fand alſo an den zahlrei in