Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Von Haſſo Harden. 193

London lebenden deutſchen Kaufherren , deren ſein Genie eine ganze Anzahl in herrlichen Porträts verewigt hat, einen guten Anhalt, und e3 war ihm auch andererſeits für feine künſtleriſche Thätigkeit der Boden gut vorgearbeitet. Eine rege Liebe zu den Wiſſenſchaſten und Künſten lebte in der reih begüterten engliſchen Ariſlokratie. Schon vox ihm hatten bei dem Mangel einheimiſcher Künſtler italieniz ſche und niederländiſhe Maler hier ein gewinnbringendes Feld für ihre Thätigkeit gefunden, und da der König ſelbſt ein eifriger und verſtändnißreicher Bauherr und Sammler war, ſo fehlte es eigentli<h nie an lohnenden Aufträgen. Schon 1527 ließ ſi<h Sir Thomas Morus, in deſſen Hauſe Holbein gaſtfreundlihe Aufnahme gefunden hatte, ſelbſt von ihm zeichnen, bald folgte der Erzbiſchof von Canter= bury nach, und dex Erfolg dieſer erſten gelungenen Arbeiten war, daß ſih \ſ{<nell eine ganze Netihe geiſtlicher und welt= licher Würdenträger dur< den Stift des großen Kiinſtlers verewigt ſehen wollte. Jm Schloß Windſor befindet ſich noh heute eine Sammlung von niht weniger als ſieben= undachtzig Köpfen von Holbein's Hand, und es iſt bez zeihnend, daß der Name „Holbein“ mit faſt allen engli= ſchen Porträts aus jener Zeit in Verbindung geſeßt wurde. Es iſt geradezu unmöglich, daß der Meiſter auh nur den dritten Theil aller Bilder gemalt hat, die nah ihm — ge= tauft wurden; ja als 1866 auf einer Londoner Ausſtellung dreiundſe<hzig Porträts unter ſeinem Namen glänzten, ſtellte es ſich bei näherer Prüfung heraus, daß ſi< nux neun echte Holbeins unter ihnen befanden. Leider ſind andererBibliothek. Jahrg. 1886. Bd. XTT. 13