Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

186 Der ſ{<warze Georg.

zeit eines ſeiner Freunde, wo er die ganze Nacht „frohen Muthes“ dur<ſ<hwärmte.

Dieſe entſeßlice, mehr als alles Andere von dem entmenſchten Charakter des grauſamen Banditenhäuptlings Zeugniß ablegende Unthat ſoll ihm den Beinamen „Czerny, der Schwarze“, von Seiten ſeiner Mutter zugezogen haben, den d'e Geſchichtsſchreiber ihm ſeitdem gelaſſen.

Trobdem wurde Georg am 12. Februar 1804 von den Abgeordneten des ſerbiſchen Volkes zu ihrem Oberhaupt gewählt, als welches er ſi< unter ſteten Kämpfen mit den Türken bis zum Jahre 1811 behauptete. Wie despotiſch= räuberhaft ex ſelbſt die Gerechtigkeit8pflege in dieſer Stellung handhabte, mögen folgende Fälle beweiſen, die zugleich zeigen, daß bei ſo unbändiger Wildheit und Zügelloſigkeit des Charakters, wie ſie Georg Czerny beſaß, ſelbſt ur= ſprünglih loben8werthe Anlagen zu Laſtern werden.

Einen ſeiner ſehs Brüder, die alle in ſeinen Schaaren dienten, welcher ein Mädchen geraubt und ſich zu eigen ge= macht halte, verurtheilte Georg Czerny zum Strange, und er ſelbſt ſoll der ſchimpflichen Hinrichtung, taub gegen alle Vorſtellungen und alles Flehen um Gnade, in unerſchütz terlicher Faſſung beigewohnt haben.

Zu einem Serben, der ſih bei ihm beklagte, daß ein Anderer, dem ex eine Summe Geldes geliehen, dies ab= ſeugne und duxchaus niht bezahlen wollte, ſprah er finſter: „Jh werde Dir dazu verhelfen,“ und folgte dem Kläger unvexweilt in die Hütte des ungliü>lihen Schuld= ners. Dieſen fragte er kuxz und mit der ihm eigenthüu= lichen zwingenden Ruhe, ob ex den Mitgebrachten für ſei=