Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

198 Ein Beſuch beim König von Birma.

angenehmen, intelligenten Geſicht und feinen Händen. Er trug eine lange Tunika von heller Seide, die aber ſo dicht mit Edelſteinen beſeßt war, daß von dem Gewandſtoſfe faſt nichts wahrgenommen werden konnte. Seine Krone, „Thara-pu“, war ein helmartiges, mit hoher Spiße und Ohrenklappen verſehenes Gebilde von dem gleichen Naterial. Zwiſchen beiden Majeſtäten, an der Vorderkante der

Thronplattform, hatte man das große goldene Bild der „Henza“, der heiligen Gans — des nationalen Emblems aufgeſtellt. Und jeht exſt, nachdem das impoſante Paar ſi auf dem Throne gehörig eingerichtet und zurecht gerüd>t hatte, nahmen die Herren von der Geſandtſchaft feierli<ſt thre Hüte ab; alle übrigen Anweſenden aber kreuzten die Hände vor der Bruſt und neigten ſi< mit den Geſichtern bis auf den Boden, bei welcher Bewegung die in Reihen ſißenden kleinen Prinzen über einander zu liegen kamen, wie umgefallene Bücher auf einem Wandbrett.

Darauf erhoben ſich acht oder zehn Brahmanen in weißen Gewändern und weißen, goldgefaßten Mitren ; langſam ſchritten ſie auf den Thron zu und vollführten hier einen choralartigen Lobgeſang in der Sanskritſprache. Nach Beendigung deſſelben begann der Mittelſte in bix= maniſcher Sprache einen Solovortrag zum Preiſe des Königs, deſſen vierter und leßter Vers, nach einer Ueberx= tragung des Major Phayxe, alſo lautete:

„Möge der König ewig ſiegreich ſein! Als der güttz liche Buddha den goldenen Thron beſtieg, da wurden alle