Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Von Karl Gander. 213
deutung niht zu entſprechen ſien. So nannte ſich nach Vilmar ein gewiſſer Mosmann, der Sohn eines Schmiedes, nah dem Gewerbe ſeines Vaters: Faber; als ihm aber einige lateiniſ<he Verſe gelungen waren, ſogar Fabronius, welches bedeuten follte, Faber aonius, das iſ Muſenſ<hmied. Ein Oelmann oder Oehler nannte ſich Olearius, ein Kruſe Kruſius, ein Heinze Heinſiu8, ein Koh Cochius, ein E>ard Eucharius. Aus jener Zeit ſtammen die verwelſchten Namen, an denen wir heute no< keinen Mangel haben: die Sartorius und Prätorius, die Nutius und Lucius, die Piſtorius und Ochſenius.
Weil man die Bedeutung der deutſchen Namen niht fannte, darum fonnte die krankhafte Neigung, ſie zu laz tiniſiren, ſo große Ausdehnung gewinnen. Ein Vengleich der altdeutſ<hen Namen mit römiſchen mag zeigen, daß wir Deutſche wahrlich nicht nöthig hatten, uns mit fremden Federn zu ſ{<mü>en. Wie hoh ſtehen die altdeutſchen Namen doch liber den römiſchen! Wie profaiſh müſſen uns niht Namen erſcheinen, wie: Fabius, Lentulus, Cicero, Piſo (Bohnen=, Linſen-, Erbſen=, Wikenmann), oder ein Porcius und Aſinius (Schweine-= und Eſelzüchter) gegen einen germaniſchen Maginhard (machtſtark), Ellanperht (fraftglänzend), Hunibald (rieſenkühn), Haxriperht (heer= glänzend). Wie armſelig und geiſtlos von einem Vater, der in den Namen ſeines Kindes nichts weiter hinein zu legen weiß, als daß es das zweite, dritte, ſe<8te, achte iſt (Secundus, Tertius, Sextus, Octavianus)! Wie herr= lich und erhebend für uns, wenn ein Germane ſchon bald nah der Geburt durch den Namen Efkihart oder Garibert