Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

4 Vierte Ordnung: Raubtiere; vierte Familie: Hyänen.

eingedrü>ten Kronen, die Reißzähne dur<h ihre Maſſigkeit ausgezeihnet. 34 Zähne bilden das Gebiß; es ſtehen, wie beim Hunde und anderen Raubtieren, 3 Schneidezähne, 1 Eczahn und 1 Ba>enzahn in jeder Kieferhälfte; dagegen trägt der Oberkiefer jederſeits nur 4, der Unterkiefer nur $ Lü>enzähne. Das Milchgebiß enthält in jeder Kieferhälfte 4 Lü>enzähne. Am Schädel ſind bemerkenswert: der breite und ſtumpfe Schnauzenteil, der enge Hirnkaſten, die ſtarken und abſtehenden Jochbogen und Leiſten, im übrigen Gerippe die ſehr kräftigen Haläwirbel, von denen die Alten glaubten, daß ſie zu einem einzigen Stücke verſhmölzen, und die breiten Rippen. Mächtige Kaumuskeln, große Speicheldrüſen, die hornig bewarzte Zunge, eine weite Speiſeröhre und eigentümliche Drüſen in der Aftergegend kennzeihnen die Tiere no< anderweitig.

Der Verbreitungskreis der Hyänen iſt ſehr groß; er umfaßt, wahrſcheinli<h mit Ausnahme der engeren Gleicherländer des Weſtens, ganz Afrika und das ſüdliche Aſien bis zur Bai von Bengalen, aber niht oſtwärts von dieſer gelegene Länder und au niht Ceylon. Unſere Tiere lieben niht mit geſchloſſenen und ausgedehnten Waldungen bede>te, ſondern offene, felſenreiche Landſchaften mit Gras, Geſtrüpp und lichten Baumbeſtänden, aber auh reine Steppen und ſelbſt Wüſten. Bei Tage begegnet man ihnen nur, wenn ſie zufällig aufgeſheucht wurden; ehe ſie daran denken, umherzuſhweifen, muß die Sonne zu Nüſte gegangen ſein. Dann erſt vernimmt man das Geheul der einzeln oder in kleinen Geſellſchaften nah Aas oder Beute ſtreiſenden Tiere; ſobald das eine ſeinen abſcheulichen Nachtgejang anhebt, pflegen die anderen einzufallen. Die Stimme der geſtreiften Hyäne iſt ſehr mißtönend, aber niht ſo widerlich, wie man geſagt hat: heiſere Laute wechſeln mit hochtönenden, kreiſchende mit murmelnden oder knurrenden ab. Dagegen zeichnet ſih das Geheul der gefle>ten Art dur ein wahrhaft fürchterliches Gelächter aus, ein Lachen, wie es die gläubige Seele und die rege Phantaſie etwa dem Teuſel und ſeinen hölliſchen Geſellen zuſchreibt, ſcheinbar ein Hohnlachen der Hölle ſelbſt. Wer dieſe Töne zum erſten Male vernimmt, kann ſi eines gelinden Schauders kaum erwehren, und der unbefangene Verſtand erkennt in ihnen ſofort einen der hauptſählihſten Gründe für die Entſtehung der verſchiedenen Sagen über unſere Tiere. Es iſt ſehr wahrſcheinlihh, daß ſi< die Hyänen mit ihren Nachtgeſängen gegenſeitig zuſammenheulen, und es ſcheint ſicher, daß die Muſik augenbli>li< in einer Gegend verſtummt, ſobald einer der Heuler irgend welchen Fraß gefunden hat. Solange die Nacht währt, ſind die umherſtreifenden Tiere in ſteter Bewegung, fommen au< ohne Scheu, ſelbſt ohne ſih dur die Hunde beirren zu laſſen, in Dörfer wie Städte und ziehen ſich erſt gegen Morgen wieder in ihre Verſte>e zurüd.

Bei ihren Wanderungen werden die Hyänen ſowohl dur den Geruch ats auh dur das Gehör und Geſicht geleitet. Ebenſo wie durch ein gefallenes Tier, ein Aas, die Leiche eines Menſchen, werden die häßlichen Geſellen dur eine eingehegte Herde von Schafen, Ziegen oder Rindern herbeigelo>t und umſchleihen dann die dichte Umzäunung, welche ſie niht zu durchdringen vermögen. Sobald ſie eine Beute gewittert haben, verſtummen ſie und trotten nun, ſo leiſe ſie können (denn zum Schleichen bringen ſie es niht), in kurzen Abſäßen näher und näher, äugen, lauſchen und wittern, ſo oft ſie ſtillſtehen, und ſind jeden Augenbli> bereit, wieder die Flucht zu ergreifen. Die gefle>te Art iſt etwas mutiger als die geſtreifte, im Verhältnis zu ihrer Größe aber in der Regel immer noch erbärmlih feig und furhtſam. Gewöhnlich beſchränken ſi die Hyänen darauf, falls ſie kein Aas finden, nur diejenigen Tiere anzugreifen, welche ſich nicht hinreichend verteidigen können; ſie rihten daher vorwiegend bloß unter den ſchwächeren Haustieren Schaden an. Fn dieſem Kreiſe aber können die Verwüſtungen, welche ſie verurſachen, ſehr bedeutend werden. Se[ous verlor durch ſie in Südafrika zwei kräftige Eſel, von denen er bloß die Schädel wiederſah, und ein andermal fraßen ſie ihm über Nacht eine am Abend geſchoſſene Löwin an.