Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Verbreitung. Stimme. Gefährlichkeit, Tüpfelhyäne. 5

Jmmerhin mögen ſie geſunde lebende Tiere nur dann überfallen, wenn ſie keine kranken oder ermatteten und kein Aas finden können.

Unter Umſtänden werden ſie jedoch auc zu wirklichen Jagdtieren, verfolgen und hegen des Natts Antilopen, reißen ſie nieder wie Wölfe ihre Beute, würgen ſie ab und freſſen ſie auf. Schweinfurth hat es im Lande der Njam-Njam erlebt, daß eine gefle>te Hyäne, die übrigens dort ſelten iſt, ein Hartebeeſt niederzuheßen verſuhte. Solche Fagden müſſen jedo< als Ausnahmen angeſehen werden. Am liebſten iſt es ihnen unter allen Umſtänden, wenn ſie ein Aas finden. Um dieſes herum beginnt regelmäßig ein Gewimmel, welches faum zu ſchildern iſt. Sie ſind die Geier unter den Säugetieren, und ihre Gefräßigkeit iſt wahrhaft großartig. Dabei vergeſſen ſie alle Rückſichten und auch die Gleichgültigkeit, welche ſie ſonſt zeigen, denn man hört es ſehr oft, daß die Freſſenden in harte Kämpfe geraten; es beginnt dann ein Krächzen, Kreiſchen und Gelächter, daß Abergläubiſche wirkli glauben können, alle Teufel der Hölle ſeien los und ledig. Durch die Aufräumung des Aaſes werden ſie nüßlih; der Schade, welchen ſie den Herden zufügen, übertrifft jedo< jenen geringen Nußen weit, weil das Aas au< dur andere, viel beſſere Arbeiter aus der Klaſſe der Vögel und der Kerbtiere weggeſchaſſt werden würde. Den Neiſezügen dur< Steppen und Wüſten folgen ſie in größerer oder geringerer Zahl, gleichſam, als ob ſie wüßten, daß ihnen aus ſolchen Zügen doh ein Opfer werden müſſe. Fm Notfalle begnügen ſie ſih mit tieriſchen Überreſten aller Art, ſelbſt mit tro>enem Leder und dergleichen, und um die Kothaufen der Dorfbewohner ſieht man ſie regelmäßig beſchäftigt.

Es iſt vielfah darüber geſtritten worden, ob ſie au< Menſchen angreifen oder niht. Von der geſtreiften Hyäne iſt es niht bekannt, von der gefle>ten aber ſo vielfach berichtet, daß auch in dieſer Hinſicht ihre Gefährlichkeit nicht zu bezweifeln iſt. Meiſt raubt ſie freilich Kindex und wagt ſi< an Erwachſene gewöhnlih nur dann, wenn ſie krank oder ermattet ſind und wenn ſie ſ<lafen; unter Umſtänden überfällt ſie jedo<h auh wehrhafte Leute. Ju einigen Gegenden Afrikas wird ſie deshalb als eine wirkliche Landplage betrachtet, zumal wo ſie in Menge auftritt. Des Schadens wegen, welchen dieſe Raubtiere anrichten, werden ſie von den europäiſchen Anſiedlern und auh von manchen eingeborenen Völkerſchaften ziemlich regelmäßig verfolgt. Man ſchießt ſie, fängt ſie in Schlingen, Fallen und Gruben und vergiftet ſie mit Strychnin. Jn früheſter Jugend eingefangene Hyänen ſind leicht zu zähmen und werden nicht ſelten ſehr anhängliche Tiere; in der Gefangenſchaft halten ſie recht gut aus, erblinden jedo< oft im Alter.

Jn der Vorwelt waren die Hyänen über einen weit größeren Teil der Erde verbreitet als gegenwärtig und fanden ſih au< in Deutſchland ziemlich häufig, wie die vielfach aufgefundenen Knochen und wohl erhaltenen Kotbälle hinlänglich beweiſen. Gegenwärtig leben. ſoviel man weiß, vier Arten der Familie, die drei eigentlihen Hyänen und der Erdwolf, welcher als ein vermittelndes Bindeglied zwiſchen jenen und den Schleichkazen angeſehen werden darf.

Die Tüpfel- oder gefle>te Hyáne (Hyaena crocuta, Canis erocutus, Hyaena capensis und maculata, Crocuta maculata) unterſcheidet ſich durch ihren kräftigen Körperbau und den gefle>ten Pelz von der viel häufiger als ſie zu uns kommenden Streifenhyäne und dem einfarbigen Strandwolfe. Auf weißlihgrauem, etwas mehr oder weniger ins Fahlgelbe ziehendem Grunde ſtehen an den Seiten und an den Schenkeln braune Fle>en. Der Kopf iſt braun auf den Wangen und auf dem Scheitel rötlich, der Schwanz braun geringelt und ſeine Spiße ſhwarz; die Füße ſind weißlich. Dieſe Färbung ändert niht unbedeutend ab: man findet bald dunklere, bald hellere. Die Leibeslänge des Tieres beträgt etwa 1,3 m, die Höhe am Widerriſte ungefähr 80 cm; doch ſollen hier und da na< manchen Berichten auch weit ſtärkere Tiere vorkommen. »