Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Sal Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

unfern von äſenden Antilopen geduldig auf die Lauer legen, bis die ahnungsloſen in ihre unmittelbare Nähe kommen, auh das verfolgte Wild nah Stellen treiben, wo ſi{< zuvor einige Gefährten verſte>t haben; ja, es wird erzählt, daß ein Stüc aus einem Rudel, während die übrigen ſi<h ringsum verbergen, in Sicht von Antilopen ſi< auf den Rüen lege und mit den Läufen zappele, au< ſonſt allerlei Mäßchen mache, bis das neugierige Wild heranfommt/ zu ſehen, was ſi da begebe, und dann von verſchiedenen Seiten her überfallen werden kann. Nach Elliot ſpielen die ſhlauen und unter Umſtänden ſehr verwegenen Tiere auh den Schafherden trog Hirten und Hunden ſehr übel mit. Ein Teil der Meute verlo>t dur< einen Scheinangriff und feiges Ausreißen die Hirtenhunde zu wütender Verfolgung, während der andere Teil im günſtigen Augenblicke in die Herde einbriht, niederreißt, würgt und davonſhleppt, was zu erlangen iſt. Auch die Menſchenjagd, wenigſtens die auf Kinder im Alter bis zu 10 und 12 Fahren, ſcheinen ſie man<hmal ganz planvoll auszuführen. Forſyth beſuchte ein Dorf in Mittelindien, wo zwei Wölfe bereits ſeit Monaten eine regelre<te und leider au< ergiebige Jagd auf Kinder betrieben hatten. „Jhr Angriffsplan“/ erzählt Forſyth, „war einfach und gleihförmig. Das Dorf lag auf einem Hügelhange , an deſſen Fuße ſi< ein Waſſerbett mit dicht bebuſhten Ufern hinſchlängelte. Die Hauptſtraße der Ortſchaft, in welcher die Kinder zu ſpielen pflegten, führte am Gehänge hinab. Während nun der eine und ſ{<hwächere Wolf ſih im Geſtrüpp unten zwiſchen den leßten Hütten und dem Waſſerlaufe verſte>te, {li< ſi< der andere auf die Höhe des Hügels, überwachte die Straße und durchlief ſie, die günſtige Gelegenheit wahrnehmend, mit Winde8eile, dabei ein Kind aufgreifend und mit ihm im Dickicht am Bachbette verſ<hwindend. Anfangs hatten die Dörfler den Näuber verfolgt und einige Male das Opfer ihm abgejagt; da ſih aber ergab, daß dieſes meiſt ſhon tödlih verwundet war, und da es zudem dem zweiten, auf der Lauer liegenden Wolfe bei der allgemeinen Verwirrung faſt regelmäßig gelang, doh noh ein anderes Kind zu erbeuten, ergaben ſich die Hindu darein, ihre Nachkommenſchaft auf ſolche Weiſe gelichtet zu ſehen. Am Morgen des Tages meiner Ankunft war wiederum ein Kind vor den Augen der Leute geraubt worden. Unglaublich wie es kÉlingen mag: erſt na<h langen Bemühungen konnte ich die nötige Anzahl Perſonen zuſammenbringen, um das Dickicht abzutreiben, in welhem die Wölfe ſih an dem Kinde gütlich thaten.“ Es gelang Forſyth gleih na<h Beginn des Treibens, die beiden ſicher gewordenen Wölfe, offenbar Mutter und Sohn, aus nächſter Nähe niederzuſtre>Œen. Daß dieſer Fall niht vereinzelt daſteht, bezeugt u.a. auh Sir Walter Elliots Bericht, wona<h aus einer Ortſchaft über 30 Kinder nacheinander von Wölfen geraubt wurden. Wenn Eingeborene, die doch den läſtig gewordenen Tiger unſchädlih zu machen wagen, zögern, ſih von derartig ausgebildeten menſchenfreſſenden Wölfen zu befreien, werden wir den Grund weniger in Furcht und Läſſigkeit, als vielmehr im Aberglauben zu ſuchen haben. Theobald hat auh Blanford mitgeteilt, daß in vielen Gegenden Fndiens der Glaube gäng und gäbe ſei, wenn auf der Gemarkung eines Dorfes ein Wolf getötet werde, ginge dem Gelände jegliche Fruchtbarkeit verloren.

Außer den Jagdkünſten und liſtigen Anſchlägen, die von zuverläſſigen Gewährsmännern vom indiſchen Wolfe berichtet werden, fehlt es auh niht an Mitteilungen, die uns berechtigen, ihm niht nur Verwegenheit, ſondern au< Mut zuzuſprehen. So nimmt er z. B. vor gut eingejagten Windhunden bisweilen nur eine kurze Stre>e weit Reißaus, rafft ſih dann auf, wendet um und treibt nun ſeinerſeits die Hunde zu ihrem Herrn zurü>. So erzählt unter anderen Jerdon und fügt hinzu, daß einmal ein Wolf ſi ſogar ſeinen Windhunden, die einen Fuchs heßten, angeſchloſſen habe. Glü>licherweiſe habe die Jagd ein ſhnelles Ende gefunden, ſonſt hätte er für ſeine Hunde fürchten müſſen; ohnehin ſei es nicht leiht geweſen, den unberufenen Teilnehmer zu verſcheuchen.