Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Indiſcher Wolf. Schakalwolf. 35

Die Fortpflanzungszeit des indiſhen Wolfes fällt in die lebte Hälfte des Fahres; die Tragzeit iſt unbekannt. Nah Bonavia wirſt die Wölfin in einer Nöhre oder Höhle im Oktober bis Dezember, hauptſächlih aber im lezten Monate, 3—8 Junge. Dieſe werden blind und mit hängenden Ohren geboren und ſind ſehr leicht zu zähmen; ſie begatten ſich auc mit Haushunden. Blanford iſt der Anſicht, daß der gemeine indiſhe Haushund zum Teile vom Wolfe, größtenteils aber vom Schakale abſtamme. Auch in Fndien ſind Geſchichten im Umlaufe und werden von Sleeman, Sterndale, Ball, Murchiſon u. a. naherzählt, des Jnhaltes , daß kleine Kinder von Wölfen geraubt und gepflegt worden ſeien. Etliche Fälle erſcheinen allerdings umſtändlich beglaubigt, aber für alle fehlen überzeugende Beweiſe. Nah Blanford ſollen alle dieſe Kinder Knaben und zugleich Jdioten geweſen ſein.

Nordoſtafrika beherbergt den S<hakalwolf oder Abu el Hoſſein der Araber (Canis [Lupus] anthus, lupaster, variegatus?). Er iſt bedeutend kleiner als unſer Fſegrim, dieſem aber in Geſtalt und Verhältniſſen ähnlich. Der breite, ſpibſhnauzige Kopf trägt große, breite und hohe, oben zugeſpißte Ohren; der Leib iſt kräftig, aber verhältnismäßig hoch geſtellt; der buſchige Shwanz reicht bis über die Ferſe herab, wird meiſt hängend, zuweilen jedo<h au< in großem Bogen aufwärts getragen; der nicht beſonders dichte, gleihmäßige Pelz hat dunkelfahlbraune Färbung, das einzelne Haar gelblihe Wurzel und {warze Spie. Nah Hartmann ändert auh der Schakalwolf nicht unerhebli<h ab, iſt in höher gelegenen, kühleren Gegenden fräftiger gebaut und voller behaart als in heißen Tiefebenen, wo er auh dunkler gefärbt erſcheint, zeigt zuweilen ſ<hwärzlihe Fle>en und Streifen auf ſeinem Felle 2c.

Ehrenberg fand den Schakalwolf, welchen die alten Ägypter ſehr wohl gekannt und auf ihren Tempelbauten bildlich dargeſtellt haben, in Nordoſtafrika wieder auf; ſpätere Reiſende beobachteten ihn im ganzen Norden, Nordoſten und Nordweſten Afrikas, vielleicht auh in Oberguinea. Schon in den Wüſten des unteren Nilthales iſt er keine Seltenheit, obgleih man immex nur einzelnen begegnet. „Da, wo das bewachſene, beziehentlih bebaute Nilthal“, ſagt Hartmann, „nux ſhmale Streifen bildet, hält ſih der Schakfalwolf übertags in ſhwer zugänglichen Klüſten des wüſten, den Strom begrenzenden Landes verſte>t ſtreift aber bei Abend und bei Nacht, ſelten dagegen noch bei hellem Sonnenſchein umher, löſcht am Waſſer ſeinen Durſt und beraubt die Anſiedelungen, wo es angeht.“ Fn den ſüdlicheren Ländern des Nilgebietes bilden dichtere Gebüſche oder auh der Graswald der Steppe ſeinen Aufenthalt. Hier ſoll er ſi< Höhlen graben oder die weiten, tiefen Bauten der Erdferkel zum Tagesverſte>e benugzen: ſo wenigſtens berihteten mir die Bewohner Kordofans.

Jn ſeinem Weſen erinnert unſer Wildhund mehr an den Wolf als an den Schakal. Jn der Regel hält er ſi in einem ziemlich eng begrenzten Gebiete auf und treibt hier Niederjagd auf allerlei Kleinwild, Zwergantilopen, Haſen, Mäuſe, Wild- und Haushühner und dergleichen, nebenbei allerlei Früchte aufleſend und verzehrend; zuweilen aber, namentlih während der Regenzeit, ſ<hlägt er ſi< in Meuten zuſammen, unternimmt größere Wanderungen, überfällt Schaf- und Ziegenherden, reißt mehr nieder, als er verzehrt, zerſprengt die Herden und ängſtigt die Hirten in arger Weiſe. Über ein Aas ſtürzt ſich eine ſolche Bande mit der Gier einer Wolfsmeute, und wenn der bellende Magen zwingt, vergreift ſie ſi, laut Hartmann, auch wohl an allerlei ungenießbaren Stoffen. Auf unſer Tier bezieht ſich wahrſcheinlih auch die folgende Mitteilung Schweinfurths: „Jn Kulongo waren weite Flächen mit Erdnüſſen beſtellt, und dieſe lodten die Schakale des Landes in Menge herbei, die ſi< niht die Mühe verdrießen ließen, die Erdnüſſe auszuſcharren und mit den Zähnen aufzukna>en. Der Schakal in Nordoſtafrika (Vaſ <ohm der Nubier) iſt eines der häuſfigſten Tiere des Bongolandes und gleicht in Geſtalt einem mittelgroßen Fuchſe Re iſt hier