Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Schakal. Schabra>kenſchaka!l. 45

ihm ſein würde. Der ſhmauſende Schakal hatte mittlerweile wohl eine halbe Stunde lang gefreſſen und der Wächter noh kein Stück Fleiſch berührt, als beide jählings vom Rinde wegſprangen und wie gebannt nah einer Stelle faſt unter meinem Baume äugten. Dann gaben ſie ein ſonderbares Sthneuzen von ſich, huſchten ruhelos ſeitwärts hin und wieder, verwendeten aber feinen Blik von der ſie beunruhigenden Stelle. Feßt wußte ih, daß ſie den Tiger eräugt hatten; zwar hatte ih no< niemals einem | olchen Empfange beigewohnt, aber ihr Gebaren war ſo ausdru>svoll, daß ih es niht anders zu deuten vermochte. Der Augenbli> war aufregend genug, denn ih konnte mi<h niht wenden, um nah der Richtung zu ſehen, von welcher der Tiger ſih nähern mußte. Plöblih änderten die Schakale ihr Schneuzen in eine Art ſcharfes Zwitſchern, das beſtimmt zu ſein ſchien, ihren Herrn und Meiſter zu verſöhnen, und wihen dann zurü, während ih faſt unter mix den ruhigen gemeſſenen Tritt des Tigers hörte. Febt, vom Mondlichte umfloſſen, ſchoben ſih der geſtreifte Kopf, die Schultern in meinen Geſichtskreis, ein furzer Halt, und der Tiger ſchritt zum Hinterteile ſeiner Bêute und ſtand den Scakalen na<hſhauend. Jh hatte ihn breit und verlor keine Zeit, zu ſchießen: mit lautem Wut- und Schre>ensſhrei galoppierte der Getroffene ſchwerfällig davon, vielleiht 80 Schritt weit; dann hörte ich ihn zuſammenbrechen, und gleich darauf kam durch die ſtille Naht das lette eigenartige Stöhnen des ſterbenden Tigers.“

Die Ranzzeit des Schakals fällt in den Frühling und gibt den verliebten Männchen zu den allergroßartigſten Heulereien Grund und Urſache. Neun Wochen ſpäter wölft die Schakalhündin 5—8 Junge auf ein wohlverborgenes Lager, ernährt, ſchüt und unterrichtet dieſe nah Wolfs- oder Fuchsart im Gewerbe und zieht nah ungefähr 2 Monaten mit ihnen in das Land hinaus. Die hoffnungsvollen Sproſſe haben ſi< um dieſe Zeit ſhon faſt alle Fertigkeiten der Alten erworben, verſtehen das Heulen meiſterhaft und lernen das Stehlen raſh genug. Jn Jndien beträgt die Zahl der Jungen dur<ſchnittli< vier; ſie werden in Röhren geworfen, gelegentlih auc unter überhängenden Ufern in tro>enen Abzug8gräben. Sung eingefangene Schakale werden bald ſehr zahm, jedenfalls weit zahmer als Füchſe. Sie gewöhnen ſi< gänzlih an den Herrn, folgen ihm wie ein Hund, laſſen ſich liebkoſen oder verlangen Liebkoſungen wie dieſer, hören auf den Ruf, wedeln freundlih mit dem Schwanze, wenn ſie geſtreichelt werden, kurz, zeigen eigentlich alle Sitten und Gewohnheiten der Haushunde. Selbſt alt gefangene unterwerfen ſi< mit der Zeit dem Menſchen, ſo biſſig ſie ſi< au< anfänglih zeigen. Paarweiſe gehaltene pflanzen ſih ohne alle Umſtände in der Gefangenſchaft fort, begatten ſi<h auch leiht mit paſſenden Haushunden. Adams ſah in Jndien Haushunde, welche dem Schakale vollſtändig glichen, und nimmt an, daß ſie aus einer Vermiſchung von beiden hervorgegangen ſind; auh Blanford neigt ſich dieſer Auffaſſung zu. Das Fell des kleinaſiatiſhen Schakals gilt im Handel etwa 2 Mark

Die fürchterlichſte Krankheit der Hunde, die Waſſerſcheu, ſucht au< den Schakal heim. Man hat in Jndien wie auf Ceylon wiederholt erfahren müſen, daß wutkranke Schakale in die Dörfer kamen und Haustiere ſowie Menſchen biſſen.

Schwer begreiflih erſcheint es, daß man fortwährend einen gegenwärtig in allen grö=z ßeren Tiergärten und Muſeen ausgeſtellten Wildhund des inneren und ſüdlichen Afrika, den Schabra>enſchakal mit dem Schakal als gleichartig erklärt; denn erſterer hat mindeſtens äußerlih ebenſoviel Ähnlichkeit mit dem Fuhſe wie mit dem Schakale.

Der Schabracenſchakal (Canis [Lupus] mesomelas, Vulpes mesomelas, Canis variegatus) iſt ſehr niedrig geſtellt und von allen übrigen Schakalen ſchon hierdur<h, mehr noh aber durch die Bildung ſeines Kopfes unterſchieden. Dieſer hat den Bau des Fuchskopfes