Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Schabra>enſchakal: Verbreitung. Zudringlichkeit. Gefangenleben. A7

zwei Dritteln der Länge, ſhwarz. An Länge übertrifft der Schabra>enſchakal ſeinen Verwandten, an Höhe ſteht er ihm nach. Nach meinen Erfahrungen beginnt das Wohngebiet des Schabra>enſchakals in Mittelnubien. Von hier aus reiht es längs der Oſtküſte Afrikas, wo er freilih in manchen Gebieten gänzlih zu fehlen ſcheint, bis zum Kap; hier in Südafrika verbreitet er ſih quer dur den ganzen Erdteil bis zur Weſtküſte und an dieſer nordwärts ſicherlich über den Kunene hinaus mindeſtens bis Moſſamedes. Sonſt iſt er in Weſtafrika und im ganzen Kongogebiete no< niht beobachtet worden. Unſer Schakal findet ſi< ebenſowohl in der Steppe wie in den Wäldern, vorzugsweiſe jedoh in Gebirgsländern; in Südafrika wie in Abeſfinien iſt er gemein. An der Oſtküſte des Roten Meeres breitet ſih eine ſ{hmale Wüſtenſteppe, die Samhara, aus, welche vielfah von Regenſtrombetten durhfurcht iſt, deren Ufer gewöhnlih üppige Dikichte bilden. Hier darf man ihn regelmäßig vermuten; denn dieſe Dickichte ſind reich an Haſen und Frankolinen und gewähren ihm ſomit vielfache Gelegenheit, Beute zu machen. Seine eigentliche Jagdzeit iſt zwar die Nacht, doh ſieht man ihn auch bei Tage häufig genug umherlungern, ſelbſt in unmittelbarer Nähe der Dörfer. Fn den Frühſtunden begegnet man ihm überall, im Gebüſche ebenſowohl wie in der pflanzenleeren Ebene. Erſt in den Vormittagsſtunden trabt er ſeinem Lager zu. Nachts iſt er ein regelmäßiger Gaſt in den Dörfern und ſelbſt in der Mitte des Lagerplabes, denn nicht einmal das Feuer ſcheint ihn auf ſeinen Diebeszügen zu hindern. Jh habe ihn wiederholt zwiſchen den Gepäcfſtüen und den lagernden Kamelen umherſtreifen ſehen; auf meiner erſten Reiſe in Afrika hat er mir ſogar auf dem nur vermittelſt eines Brettes mit dem Lande verbundenen Schiffe einen Beſu<h gemacht. Die Eingeborenen Afrikas haſſen ihn, weil er alle nur denkbaren Sachen aus den Hütten wegſchleppt und unter dem Hausgeflügel, ſogar unter den kleinen Herdentieren man<hmal arge Verheerungen anrichtet. Die Somali verſichern, daß er ihren Schafen die Fettſhwänze abfreſſe; im Sudan weiß man davon zwar nichts, kennt ihn aber als ſehr eifrigen Jäger der kleinen Antilopen, der Mäuſe, Erdeichhörnchen und anderer Nager. Bei dem Aaſe iſt er ein regelmäßiger Gaſt; er ſcheint ſolche Speiſe leidenſchaftlih gern zu freſſen. Wie Burton berichtet, betrachten die Somali das Gefläff des Schabraenſchakals als ein Vorzeichen des kommenden Tages und \<ließen von ihm aus auf gutes oder ſ{<le<tes Wetter; in Abeſſinien oder im Sudan beachtet man dieſe Muſik nicht, obglei< man ſie oft genug zu hören bekommt. F< meinesteils muß geſtehen, daß mir das Geheul dieſer Schakale niemals läſtig geworden iſt, ſondern immer eine evgößliche Unterhaltung gewährt hat. ' Über die Fortpflanzung unſeres Wildhundes fehlen zur Zeit noh genügende Beobach-

tungen. Mix wurde erzählt, daß die Anzahl des Gewölfes 4—5 betrage, und daß man die Sungen zu Anfang der großen Regenzeit finde. Fm Fnnern Afrikas fällt es niemand ein, das wirklih nette Tier zu zähmen; wir erhalten deshalb auh nur aus dem Kaplande ab und zu einen dieſer Schakale lebendig. Wenn man ſi viel mit einem ſolchen Gefangenen beſchäftigt, gewinnt man bald ſein Vertrauen. Der Schabra>enſchakal iſt im Grunde ein gutmütiger, verträglicher Burſche, welcher jedenfalls mehr als der Fuchs zur Geſelligkeit und zum Frieden neigt. So ſcheu und wild er ſih anfänglich gebärdet, ſo raſh erkennt er liebevolle Behandlung an und ſucht ſie dur dankbare Anhänglichkeit zu vergelten. Ein faſt ausgewachſenes Männchen, welches ih in London ankaufte, war anfänglich im höchſten Grade ſcheu und biſſig, tobte beim bloßen Erſcheinen des Wärters wie unſinnig im Käfige umher, machte Sprünge von 1—2 m Höhe und ſuchte ſi ängſtlih vor dem Menſchen zu verbergen oder ihm zu entkommen, bekundete aber auh ähnliche Furcht vor verwandten Wildhunden, mit denen es zuſammen gehalten wurde, ſo daß es oftmals eben dieſer Scheu und Furchtſamkeit wegen zu argen Beißereien unter der ſehr gemiſchten Geſellſchaft kam. Dies alles