Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Dingo: Schädlichkeit. Raubweiſe. 83

verſammeln: manche Anſiedler wollen bei ſolhen Gelegenheiten ſchon ihrer 80—100 vereinigt geſehen haben. Man behauptet, daß die Familien ſehr treu zuſammenhalten, ein eigenes Gebiet haben und niemals in das einer anderen Meute eintreten, aber ebenſowenig leiden, daß dieſe ihre Grenzen überſchreitet.

Ehe die Anſiedler regelrecht gegen dieſen Erzfeind ihrer Herden zu Felde zogen, verloren ſie dur ihn erſtaunlich viele Schafe. Man verſichert, daß in einer einzigen Schäferei binnen 3 Monaten niht weniger als 1200 Stü>k Schafe und Lämmer von den Dingos geraubt wurden. Größer noch als die Verluſte, wel<he ein Einfall des Raubtieres unmittelbar

Dingo (Canis dingo). % natürl. Größe.

zur Folge hat, ſind die mittelbaren, weil die Schafe bei ſeinem Erſcheinen wie unſinnig davonrennen, blind in die Wildnis laufen und anderen Dingos oder dem Durſte zum Opfer fallen. Alte Rinder ſind, laut von Lendenfeld, vor dem Dingo ſicher, niht aber verſprengte Kälber. Außerdem frißt er Känguruhs aller Art und andere größere und kleinere Buſchtiere. Er greift jedes eingeborene Tier Auſtraliens an, fürchtet ſich überhaupt nur vor Haushunden. Hirten- oder Jagdhunde und Dingos leben in ewiger Feindſchaft und verfolgen ſich gegenſeitig mit Wut. Wenn mehrere Haushunde einen Dingo ſehen, fallen ſie über ihn her und reißen ihn in Stücke; das Umgekehrte iſt der Fall, wenn ein verirrter Haushund von Dingos gefunden wird. Doch kommt es vor, daß zur Paarungszeit eine Dingohündin ſih zu den Schäferhunden geſellt und ſich mit dieſen verträgt. Ebenſo kreuzt ſi der Dingo mit zahmen Hündinnen. Dieſe bringen infolgedeſſen ein Gewölfe, welches

größer und wilder zu ſein pflegt als alle übrigen Haushunde. G*