Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Maultier und Mauleſel. Quagga. Buvrchells Tigerpferd. 79

warf je 2 Jahre ſpäter ein zweites, drittes, viertes und fünſtes Fohlen, welche ſämtli von demſelben Hengſte erzeugt wurden und alle von gleicher Schönheit wie das erſte waren. Auch in Öttingen warf eine Maultierſtute im Fahre 1759 ein männliches, von einem Pferdehengſte erzeugtes Fohlen, welches ſih nur durch die etwas langen Ohren auszeichnete, ſonſt aber einem jungen Pferde vollkommen glich. Ein anderes, von Pferd und Maultierſtute erzeugtes Fohlen wurde in Schottland geworfen, aber von den biederen Landleuten, welche das Tier für ein Ungeheuer erklärten, ſofort getötet. Aus der neueren Zeit liegen ebenfalls mehrere Beobachtungen vor, welche die Fortpflanzungsfähigkeit des Maultieres außer Zweifel ſtellen: ſo haben ſi in den lezten zwei Jahrzehnten im Aklimatiſationsgarten zu Paris Maultiere bis zur zweiten Generation fruchtbar erwieſen.

Ein alter lateiniſcher Schriftſteller erzählt, daß Caracalla im Fahre 211 unſerer Zeitre<nung in Rom neben Tiger, Elefant und Nashorn auch einen Hippotigris auftreten ließ und eigenhändig tötete. Daß jener Schriftſteller mit der Bezeihnung „Tigerpferd“ nur eine Art der afrikaniſchen geſtreiften Wildpferde meinen konnte, dürfte ſ<hwerlih bezweifelt werden. Man hat fünf Arten geſtreifter Pferde unterſchieden; ob immer mit Recht, muß vorläufig unentſchieden bleiben.

Das Quagga (Equus [Asinus] quagga, Hippotigris quagga und H. isabellinus) nähert ſi in ſeiner Geſtalt dem Pferde mehr als dem Eſel, ſteht jedoh hinter dem Dauw merkli< zurü>. Der Leib iſ ſehr wohlgebildet, der Kopf mittelgroß und zierlich; die Ohren ſind kurz, die Beine kräftig. Längs des ganzen Halſes erhebt ſih eine kurze und gerade Mähne; der Schwanz iſt von der Wurzel an behaart, der Schweif länger als bei allen übrigen Tigerpferden, jedoch bedeutend kürzer als beim Pferde. Fn der übrigen Behaarung ähnelt das Quagga dem leßtern ebenfalls: das Haar iſt kurz und liegt dicht am Leibe an. Ein am Kopfe dunkleres, auf dem Rücken, dem Kreuze und den Seiten helleres Braun iſt die Grundfarbe des Felles; der Bauch, die Fnnenſeite der Schenkel und die Shwanzhaare ſind rein weiß. Über Kopf, Hals und Schultern verlaufen graulihweiße, in das Rötliche ziehende Streifen, welche auf der Stirne und den Schläfen der Länge nach gerichtet und gedrängt, auf den Wangen aber der Quere nah und etwas weiter auseinander geſtellt ſind. Zwiſchen den Augen und dem Munde bilden ſie ein Dreie>. Auf dem Halſe zählt man zehn ſolcher Binden, welche ſi<h au<h in der Mähne zeigen, auf den Schultern vier und auf dem Leibe noh einige, welche, je weiter ſie nah hinten zu ſtehen, um ſo kürzer und bläſſer werden. Längs des ganzen Rückens zieht ſich eine <hwärzli<hbraune, zu beiden Seiten rötlichgrau beſäumte Binde bis auf den Schwanz herab. Die Ohren ſind innen mit weißen Haaren beſeßt, außen gelblihweiß, einmal dunkelbraun gebändert. Beide Geſchlechter ſind ſich ſehr ähnlich, nur iſt das Weibchen etwas kleiner und ſein Schweif kürzer. Das erwachſene Männchen wird 2 m und mit dem Schwanze 2,6 m lang; die Höhe am Widerriſte beträgt etwa 1,3 m.

Burchells Tigerpferd oder der Dauw (Equus [Asinus] burchellii, Asïinus und Hippotigris burchellii, Equus montanus und festivus), unzweifelhaft das edelſte ſeiner Sippſchaft, weil in Geſtalt am meiſten dem Pferde ähnelnd, iſt kaum kleiner als das Quagga, über 2 m lang, am Widerriſte 1,3 m hoch, beſißt einen runden Leib mit ſehr gewölbtem Nacken, ſtarke Füße und eine aufrecht ſtehende, kammartige, 13 em hohe Mähne, einen dem Quagga ähnlichen oder pferdeartigen, faſt bis zur Wurzel behaarten, ziemlih langen Shwanz und ſ<hmale, mittellange Dhren. Das weiche, glatt anliegende Haar iſt oben iſabellfarben, unten weiß. Vierzehn ſ{<hmale ſ{hwarze Streifen entſpringen an den Naſenlöchern; ſieben