Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

82 Zehnte Ordnung: Unpaarzeher; erſte Familie: Pferde.

Berichterſtatter, Piloſtorgius, welcher um das Jahr 425 ſchrieb und von großen, wilden, geſche>ten Eſeln ſpricht, gibt nur eine ungenügende Beſchreibung des betreffenden Wildpferdes. Die erſten genaueren Nachrichten erhalten wir durc die Portugieſen, welhe nah ihrer Anſiedelung in Oſtafrika zunächſt das Zebra kennen lernten. Fm Jahre 1666 brachte ein Geſandter aus Äthiopien das erſte wahre Zebra als Geſchenk für den Sultan nah Kairo. Später berichten Kolbe, Sparrmann, Levaillant, Lichtenſtein, Burchell, Harris und R. Böhm über das Freileben und in der neueren Zeit von Cuvier an viele Beobachter über das Gefangenleben der Tigerpſferde.

Die Verbreitung der \ſih ſo nahe verwandten Tiere iſt verſchieden, aber noh niht für jede Art genauer begrenzt; auh mögen vielerlei Verwechſelungen vorkommen, zumal no< niht einmal alle Arten feſtſtehen. Die eigentliche Heimat der Tigerpferde iſt Süd- und Oſtafrika; den engeren Gleichergebieten der Weſthälfte Afrikas und dem ganzen Congogebiete, mit Ausnahme des entlegenſten ſüdöſtlichen Teiles, fehlen ſie. Jm Nordoſten wird ihr Verbreitungskreis etwa vom 10. und 5. Grade nördlicher Breite und nah Weſten hin ungefähr vom Laufe des Nils (Bahr el Dſchebel) begrenzt. „Fhre Grenze dürfte dort der 33. bis 34. Grad öſtlicher Länge ſein“, ſchreibt uns W. Junker, „ich ſah das Tigerpferd erſt ſüdlich vom Viktoriaſee.“ Eine noh niht näher beſtimmte Art hat eine gänzlih abgefonderte Heimat im nordweſtlichen Afrika, ſüdwärts vielleiht bis zum Senegal und oberen Niger. Das Quagga findet ſi, und zwar in öſtlihen Gebieten wohl häufiger als in weſtlichen, vom Kaplande an nordwärts in der Kalahari wie in Deutſh-Südweſtafrika bis zum Kunene und vielleicht darüber hinaus, ebenſo im Transvaalſtaate, in deſſen mittlerem öſtlichſten Teile Sandeman noch 1878 es zahlreich bemerkte und, nah der Delagoabai hin, ſogar auf eine mehrere hundert Köpfe zählende Herde traf. Mehr nah dem Sambeſi und, wie P. J. Botha und H. Schinz uns mitteilen, auh nah dem Kunene hin tritt das bunte Quagga (Burcells und Chapmans Tigerpferd) auf, teilweiſe vielleicht mit Aus\cluß des gewöhnlichen Quaggas, ſo namentli< im Sambeſigebiete oſtwärts von den Tſchobeſümpfen.

Das Zebra hingegen, welches bergige Gegenden bevorzugt, findet ſi weithin neben dieſen Tigerpferden: im Kaplande kommt es noh heute unfern von Crado> vor und geht nordwärts im Weſten, wo es allerdings in den dem Meer naheliegenden Gebieten faſt ausgerottet und auf wenige enge Standorte beſchränkt iſt, bis nah Venguela, vielleicht bis zum Kuanſa, und im Oſten etwa bis zum 12. Grade ſüdlicher Breite. Freilich werden hier die Grenzen ſehr unbeſtimmt. Tigerpferde verbreiten ſih im mittleren Oſtafrika auch weit in das Jnnere bis in das Seengebiet, ſchweifen ſogar, nah R. Böhm, ſehr zahlreih noh jenſeits des Lualaba, in Urua, umher. Die Angaben über die Art ſind allerdings abweichend und unſicher: jedenfalls aber handelt es ſich hier um Tiere, die in der Regel bis zu den Hufen geſtreift ſind; man wird nicht fehl gehen, wenn man darunter vornehmlih bunte Quaggas verſteht. Übrigens betont von Höhnel, daß dieſe Tigerpferde nicht bloß in ebenerem Gelände, ſondern in ganz ausgeprägt wilden Gebirgsgegenden Oſtafrikas bis zu einer Höhe von 230? m auftreten. Die legte Art endlih, Grevys Zebra, iſt im Somallande, wo J. Menges es fand, und in benachbarten Gebieten heimiſch. Die ſüdlihe Verbreitungsgrenze dieſer Art (denn höchſt wahrſcheinlih handelt es ſih um dasſelbe Tier) konnte die Expedition des Grafen Teleki auf ihrem Zuge feſtſtellen. „Unter 1 Grad 30 Minuten nördlicher Breite“ ſchreibt uns von Höhnel, „verſchwindet das ſüdliche Tigerpferd mit breiten Streifen, Pferdekopf und Pferdeohren, und das nördliche tritt auf, mit gvoßem, eſelartigem Kopfe, großen Ohren und ſehr ſchmalen Streifen, die es ſelbſt in geringer Entfernung noh als ganz grau erſcheinen ließen, ſo daß wir oft glaubten, wilde oder verwilderte Eſel vor uns zu haben, und uns au< mehrmals erſt vergewiſſern mußten, ob es niht gax unſere eigenen Tragtiere ſeien; unſere Somali meinten ſofort, das wäre ihr Zebra.“