Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

S4 Zehnte Ordnung: Unpaarzeher; erſte Familie: Pferde.

Wiehern und ſiegestrunkenem und gefallſüchtigem Aufwerfen ihres Hauptes, frei und feſſel: los wie der Wind, ſprengt ſie weiter, gefolgt von ihrem keine8wegs abgeſchre>ten Liebhaber, bis der aufwirbelnde Staub beide wieder umhüllt und dem Auge entzieht.“

Eine ſolche geſchloſſen dahinjagende Herde von Tigerpferden einzuholen, fällt dem gutberittenen Jäger niht ſ{hwer, ſo leiht au< ein einzelnes dem flüchtigſten Reiter entrinnt. Man erzählt daß die jungen Quaggas, wenn es dem Verfolger gelingt, mit dem Pferde in die Herde zu ſprengen und die Fohlen von den Müttern zu trennen, ſih willig gefangen geben und dem Pferde na<hfolgen wie früher der eigenen Mutter. Es ſcheint überhaupt zwiſchen den Tigerpferden und den einhufigen Haustieren eine gewiſſe Freundſchaft zu beſtehen; gewöhnliche und bunte Quaggas wenigſtens ſollen man<mal den Roſſen der Reiſenden folgen und ruhig unter ihnen weiden. Über das Treiben der Tigerpferde in Oſtafrika, wo er man<hmal Hunderte beiſammen ſah, berichtet R. Böhm: „Den Feldern, zumal dex Negerhirſe, werden ſie zuweilen ſehr ſ{hädli<. Man trifft ſie hauptſächlich in der offenen Steppe, bei Tage indeſſen häufig auch in lihteren Waldbeſtänden, wo ſie zur hohen Mittagszeit, um Schuß vox Sonne und Stechfliegen zu finden, eng zuſammengedrängt im Schatten zu ſtehen pflegen. Namentlich verliebte Pärchen findet man ſo beiſammen. Abends mit Sonnenuntergang treten die Trupps dann auf die Steppe hinaus, wobei ſie in einer Reihe hintereinander herziehen. Abends ziehen ſie au< unter Leitung eines Wachthengſtes zur Tränke. Jn ihrer Begleitung findet man Kuhreiher, Büffel und Antilopen, welche dann ſtets das Wächteramt für die weniger aufmerkſamen Zebras übernehmen, während die Büffel wieder auf die Zebras achten. Lettere ſind im ganzen wenig ſcheu und entfernen ſich bei Annäherung des Jägers häufig nur langſam, auch ſonſt ſind ſie, falls ſih mit ihnen im offenen Gelände niht Antilopen befinden, ganz gut anzubirſchen. Nachher galoppieren ſie übermütig über die Steppe. Übrigens ſind ſie ſehr hart und verlangen einen guten Schuß. Jhr Gewieher klingt von ferne bisweilen auffallend wie das Geläute einer Meute Hunde. Jhr Wildbret iſt weiß und nicht ſhle<t, hat aber friſch zubereitet einen etwas faden, ſüßlichen Beigeſhma>. Sie werden ſehr häufig von Löwen geriſſen. Fohlen im Fuli und September geſehen, Mitte Oktober eine Stute mit gut ausgetragenem Fungen geſchoſſen.“

Durchaus verſchieden tritt das Zebra auf. Es bewohnt, laut Harris, ausſchließli Gebirge, ſteigt freiwillig nicht in die Ebene herab und vermiſht ſih auch nirgends mit ſeinen Verwandten. Jm Gebirge pflegt es die wildeſten und abgelegenſten Örtlichkeiten auszuwählen und außerdem ſtets eine Wache auf einem weiteſte Umſchau gewährenden Vorſprunge auszuſtellen. Auf das geringſte Lärmzeichen des Wachttieres ergreift die bunte Herde die Flucht und jagt längs der ſteilſten Abſtürze oder an gähnenden Abgründen vorüber mit einer Shnelligkeit, Behendigkeit und Sicherheit, daß der menſchliche Fuß ihr nicht zu folgen vermag und es dem Jäger nur ſelten gelingt, mit ſeiner weittragenden Büchſe eines der ſtolzen Tiere zu erlegen. Richtiger iſt es jedoch, zu ſagen, daß die Zebras gebirgige Gegenden nicht aus\{ließli< bewohnen, ſondern bloß bevorzugen; denn wie die bunten Quaggas man<mal im Gebirge, ſo werden ſie gelegentlih auh auf ebenem Gelände angetroffen. So finden ſie ſi in der Kalahari, im Großnamalande und nach dem Kunene hin, wo H. Schinz ſie an gewiſſen abgeſchloſſenen Standorten beobachtete, und ſogar noh auf der weiten, wüſtenhaften Fläche Namib, binnenwärts von der Walfiſchbai, wo Pechuel-Loeſche 1884 ihnen wiederholt begegnete:

Jn ihrer Nahrung ſind die Tigerpferde niht beſonders wähleriſch; doch beſizen ſie niht die Anſpruchsloſigkeit der Eſel. Jhre Heimat bietet ihnen genug zu ihrem Unterhalte, und wenn die Nahrung an einem Orte ausgeht, ſuchen ſie andere günſtige Stellen auf. So unternehmen ſie wie die übrigen in Herden lebenden Tiere Südafrikas zeitweilige Wanderungen, wenn die Tro>enheit in jenen wüſtenartigen Strichen, welche ihren bevorzugten