Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Tigerpferde: Stimme. Geiſtiges Weſen. Jagd. Zähmbarkeit. 85

Aufenthalt ausmachen, alles Grün vernichtet hat. Man hat mehrfa<h beobachtet, daß ſie dann mit verſchiedenen Antilopen das bebaute Land beſuchen und den Anſiedlern läſtig werden. Mit der beginnenden Regenzeit verlaſſen ſie jedoch freiwillig die bewohnten Gegenden, in denen ſie ſo viele Verfolgungen oder wenigſtens Störungen erleiden müſſen, und wenden ſih wieder ihren alten Weidepläßen zu.

Die Stimme der Tigerpferde iſ ebenſo verſchieden von dem Wiehern des Pferdes wie von dem Röhren des Eſels. Nach der Cuvierſchen Beſchreibung ſtößt das Quagga wohl 20mal hintereinander die Silben „oa, oa“ aus, andere Reiſende geben ſie dur<h „quä, quä“ oder „quähä“ wieder und erklären uns hierdur< zugleih den hottentottiſhen Namen; der Dauw läßt kurze Laute vernehmen, welche wie „ju, ju, ju“ klingen und, wenigſtens in der Gefangenſchaft, ſelten mehr als dreimal nacheinander ausgeſtoßen werden; über das Geſchrei der Zebras finde ih keine Angabe, habe die Tiere auh niemals ſchreien oder wiehern gehört; Pehuel-Loeſche vernahm Laute von ihnen, die an das tiefe Lachen oder „Pranzen“ des Deckhengſtes erinnerten. Über die Stimme der bereits erwähnten, von Graf Telekis Expedition im Nordoſten beobachteten Tigerpferde \{hreibt uns von Höhnel: „Das ſüdliche bellt und fläfft faſt wie ein Hund in hohen Tönen; das nördliche aber brüllt förmlich und erinnert dann an den Löwen, bringt überhaupt, in Unmut verſet, Töne wie ein Raubtier hervor, ſo daß wir nicht ſelten getäuſht wurden.“

Alle Sinne der Tigerpferde ſind ſcharf. Dem Dhre entgeht niht das geringſte Geräuſch, das Auge läßt ſi< nur äußerſt ſelten täuſchen. Fn ihrem geiſtigen Weſen ſtehen ſi< ſämtliche Arten ziemlich gleich. Ein unbegrenzter Hang zur Freiheit, Mutwille, eine gewiſſe Wildheit, ja ſelbſt Tücke und ein hoher Mut iſt allen gemein. Tapfer wehren ſie ſich- mit Ausſchlagen und Beißen gegen die Angriffe der Naubtiere. Von den Hyänen werden ſie wohlweislih in Ruhe gelaſſen. Wahrſcheinlich gelingt es nur dem gewaltigen Löwen, ſich eines Tigerpferdes zu bemächtigen; der freche Leopard ſtürzt ſi< wohl nur auf ſhwähere. Der ſ{<limmſte Feind iſt au< für die Tigerpferde der Menſch. Die Schwierigkeit der Jagd und das ſ<höne Fell der Tiere, welches vielfah Verwendung findet, ſpornt die Europäer zur Verfolgung des im ganzen re<t unſhädlichen Wildes an. Manche Anſiedler in Südafrika jagen es mit Leidenſchaft, aber au< die Abeſſinier ſcheinen den bei ihnen vorkommenden Arten eifrig nachzuſtellen, weil die Vornehmen den Hals ihrer Pferde gern mit Franſen ſ<müd>en, welche aus der bunten Mähne jener wilden Verwandten des Roſſes zuſammengeſeßt ſind. Die Europäer exlegen die Tigerpferde mit der Kugel, die Eingeborenen mit dem Wurfſpeere; häufiger aber werden die <mu>en Tiere in Fallgruben gefangen und nachher mit leichter Mühe getötet oder für die Gefangenſchaft beſtimmt. Für die eingeborenen Bewohner des Jnneren haben nur die getöteten Tigerpferde Wert, da ſie das Fleiſh als Leckerei betrachten und es, laut Harris, zuweilen ſelbſt dem Löwen abjagen.

Mit Unrecht haben die Tigerpferde für unzähmbar gegolten. Die richtige Hand hat ſi niht genügend mit den herrlichen Tieren beſchäftigt, der re<hte Ernſt, Erfolge zu erzielen, bisher noch gefehlt. Einzelne Verſuche gelangen, andere ſ{hlugen fehl. Quaggas ſind mehrmals zum Ziehen und Tragen abgerichtet worden: in England hatte Parkins ein Paar dieſer ſhönen Tiere ſo weit gebracht, daß er ſie vor einen leihten Wagen ſpannen und mit ihnen ganz wie mit Pferden umherfahren konnte. Andere Mitteilungen ſtehen dem entgegen. Cuvier erzählt von einem gefangenen Quagga, welches ſich bisweilen nahekommen und ſelbſt ſtreicheln ließ, aber ehe man ſi<'s verſah, wütend ausſ{<lug und ſeinen Pfleger mit Biſſen bedrohte. Wenn man es aus einem Pferche in den anderen führen wollte, wurde es wütend, fiel auf die Kniee und zerbiß mit den Zähnen alles, was es erreichen konnte. Sparrmann berichtet von dem erſten Verſuche, welchen ein reicher Anſiedler am Kap mit Tigerpferden anſtellte. Der Mann hatte einige jung eingefangene Zebras aufziehen laſſen