Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Tigerpferde. Tapirvre. 87

Zebra mit Eſelin, Eſelhengſt mit Zebra, Halbeſel mit Zebraſtute, Halbeſel mit Quagga und mit Eſelin, Baſtard von Zebra und Eſelſtute und Baſtard von Eſel und Zebraſtute mit einem Pony. Es iſ alſo auh durch dieſe Fälle die Möglichkeit bewieſen, daß Baſtarde ſih wiederum fruchtbar vermiſchen. Die Blendlinge ähnelten gewöhnlih dem Vater; einzelne zeigten jedoch deutliche Zebraſtreifen. Ein Dauw- oder Quaggahengſt (die Artbeſtimmung iſt nicht genügend) belegte in England eine kaſtanienbraune Stute arabiſcher Abkunft, und dieſe warf einen weiblichen Baſtard, welcher in ſeiner Geſtalt mehr der Mutter ähnelte als dem Vater, braun von Farbe war und einen buſchigen Schweif, ein Mittelding zwiſchen Pferdeſ<hweif und Quaggaſchwanz, aber nur wenige Querſtreifen am Halſe, dem Vorderrü>ken und einem Teile der Vorder- und Hinterbeine zeigte. Dieſer angebliche Quaggabaſtard vermiſchte ſich wieder fruchtbar mit einem arabiſchen Pferdehengſte und erzeugte ein Fohlen, welches wenigſtens noch die kurze, aufgerichtete Halsmähne und einige Streifen ſeines Großvaters beſaß. Später ließ man die arabiſche Stute von einem ſ<hwarzen Hengſte zu drei verſchiedenen Malen belegen, und ſiehe da, alle geworfenen Fohlen waren mehr oder minder quergeſtreift. Die erſte Paarung mit dem ſo fremdartigen Tiere zeigte alſo einen nachhaltigen und nahwirkenden Einfluß.

Es unterliegt nah dieſen und anderen Verſuchen, welche wir doch als ſehr anfängliche bezeihnen müſſen, gar keinem Zweifel mehr, daß alle Einhufer ſich fru<htbar untereinander vermiſchen können, und daß die erzeugten Blendlinge wiederum der Fortpflanzung fähig find. Dieſe Thatſache ſtößt den Lehrſaß von den Einpaarlern, welche zwiſchen den Naturforſchern und ihren Gegnern vielen Streit hervorgerufen, vollſtändig über den Haufen. Wer nah ſolchen Beweiſen noh an die Unumſtößlichkeit des beliebten Lehrſaßes glauben will: „Nur reine Artgenoſſen können ſi< fruchtbar untereinander vermiſchen und Junge erzeugen, welche wiederum fruchtbar ſind“, mag es thun; der Naturforſcher wird ſi< mit einer dur<h das Gegenteil widerlegten Anſicht nicht mehr befreunden können.

Als die den Pferden zunächſt ſtehende Familie betrachten wix die Tapire (TVapiridae), verhältnismäßig fleine, plump gebaute Tiere, welchen das für natürlihe Verwandtſchaſten empfängliche Auge unmittelbar die Beziehungen zu den erſteren anſieht, und die ſi kennzeihnen dur< immerhin wohlgebildeten Leib mit verlängertem, ſ<hmächtigem Kopfe, ſhlanfem Halſe, kurzem, ſtummelhaſtem Schwanze und mittelhohen, kräftigen Beinen. Die aufrecht ſtehenden Ohren ſind kurz und ziemlich breit, die ſchief liegenden Augen dagegen flein. Die Oberlippe verlängert ſi rüſſelförmig und hängt weit über die Unterlippe herab. Die kräftigen Füße haben vorn vier, hinten drei Zehen. Das ſtarke Fell liegt überall glatt auf. Die Behaarung iſt kurz, aber dicht, bei den amerikaniſchen Arten von der Mitte des Hauptes an bis zum Widerriſte mähnenartig verlängert. Das Gebiß beſteht aus 6 Schneidezähnen und einem Ecßzahne in jedem Kiefer, 7 Backenzähnen in der oberen und 6 in dex unteren Kinnlade. Das Gerippe, welches mit dem anderer Unpaarzeher entſchiedene Ähnlichkeit hat, zeihnet ſih durch verhältnismäßig leichte Formen aus. Die Wirbelſäule beſteht, außer den Hal8wirbeln, aus 18 rippentragenden, 5 rippenloſen, 7 Kreuzbein- und 12 Shwanzwirbeln; den Bruſtkorb bilden 8 Rippenpaare, die übrigen ſind ſogenannte falſche Rippen. Am Schä: del überwiegt der lange, ſ<hmale Antlißteil den ſehr zuſammengedrücten Hirnkaſten beträchtlich ; die frei hervorragenden Naſenbeine ſind hoh hinauſgerü>t ; der breite, ſtarke SFochbogen beugt ſi tief nah vorn herab; die großen Augenhöhlen öffnen ſi< weit in die tiefen Schläfengruben.