Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

88 Zehnte Ordnung: Unpaarzeher; zweite Familie: Tapire.

Von den meiſt amerikaniſchen Arten der Familie iſ uns wenigſtens eine ſ<on ſeit längerer Zeit bekannt, während die übrigen Arten erſt in der Neuzeit entde>t beſchrieben und unterſchieden wurden. Auffallenderweiſe iſt der amerikaniſche Tapir zuerſt in den Büchern der Wiſſenſchaft verzeichnet worden, wogegen wir von dem indiſchen erſt zu Anfange dieſes Jahrhunderts Sicheres erfahren haben. Bekannt war auh er ſchon ſeit langer Zeit, aber freilih niht uns, ſondern nux den Chineſen, deren Lehr- und Schulbücher ihn erwähnen. Es bekundet ſih hinſichtlich der Tapire dasſelbe Verhältnis, welches wir faſt regelmäßig beobachten können, wenn eine Familie in der Alten und in der Neuen Welt vertreten iſt: die altweltlihen Arten ſind edler geſtaltete falls man ſo ſagen darf, vollkommenere Tiere als die in der Neuen Welt lebenden.

Der Schabra>entapir, wie ih ihn nennen will, in Barma Taraſhu, von den Malayen Kuda-ayex, auf Sumatra Saladang und Gindol oder wohl auh, wie auf

Gerippe des Tapirs. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)

der Malayiſchen Halbinſel, Tennu, von den Chineſen Me genannt (Tapirus indicus, T. sumatranus, malayanus und bicolor, Rhinochoerus indicus und sumatranus), zeiuet ſich vor ſeinen Verwandten aus durch beträchtlichere Größe, den verhältnismäßig ſ{hlanteren Leibesbau, den im Antlißteile mehr verſhmächtigten, im Schädelteile aber mehr gewölbten Kopf, dur den ſtärkeren, längeren Rüſſel und die kräftigeren Füße, den Mangel der Mähne und endlih dur die Färbung. Beſonders wichtig für die Kennzeihnung des Tieres ſcheint mir der Bau des Rüſſels zu ſein. Während dieſer bei den amerikaniſchen Tapixen deutlich von der Schnauze ſih abſezt und röhrenförmig gerundet erſcheint, geht die obere Schnauzenhälfte des Schabra>entapirs unmerklih in den Rüſſel über, welcher einen ähnlichen Querſchnitt hat wie der Elefantenrüſſel, d. h. auf der Oberſeite gerundet, auf der Unterſeite hingegen gerade abgeſchnitten iſt.

Sehr bezeihnend iſt die Färbung des höchſt gleihmäßigen Haarkleides. Ein reines Tiefſchwarz darf als Grundfärbung angeſehen werden; von ihr hebt ſih, ſcharf abgegrenzt, die graulichweiße Schabra>ke lebhaft ab. Kopf, Hals und Vorderteil des Leibes bis hinter die Schulterblätter, nebſt den Beinen, ein breiter Streifen, welcher längs der Bruſt- und Bauchmitte verläuft, die Hinterbeine, einſchließlich der Oberſchenkel, ſowie endlih der Shwanz