Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

90 Zehnte Drdnung: Unpaarzeher; zweite Familie: Tapire.

ſeiner Schüler, den \ſ{lagendſten Beweis des Gegenteiles. Diard ſandte zunächſt nur eine Abbildung unſeres Tieres nah Europa und begleitete dieſelbe mit den Worten: Als ih den Tapir, deſſen Abbildung ih übermittle, zum erſtenmal zu Barracfpur ſah, wunderte ih mi, daß ein ſo großes Tier noh niht entde>t worden; ja, ih wunderte mi darüber noh mehx, als i< in dex Aſiatiſchen Geſellſchaft den Kopf eines ähnlichen Tieres fand, welchen am 29. April des Jahres 1806 der Statthalter Farquhar eingeſchi>t hatte, mit der Bemerkung, daß dieſer Tapir in den Wäldern der Halbinſel ebenſo gemein ſei wie Nashorn und Elefant.“ Diard hatte Unreht, wenn er annahm, daß wirfli<h niemand etwas von dem Schabra>entapir wiſſe; denn niht bloß die Chineſen, ſondern au< europäiſche Forſcher hatten das Tier lange vor Diard beſchrieben. Was die braven Chineſen anlangt, ſo muß ſreilih bemerkt werden, daß ihre Beſchreibung einiges zu wünſchen übrigläßt. Fn dem ſehr alten Wörterbuche „Eul-Ya““ wird das Wort Me, der Name unſeres Tieres, auf einen weißen Panther gedeutet, jedo<h hinzugefügt, daß der Me auch einem Bären gleiche, aber einen kleinen Kopf und kurze Füße habe; die Haut ſei weiß und ſhwarz gefle>t, halte auh ſehr gut die Näſſe ab. Aus einem zweiten Wörterbuche, „Chuen-Wen“ betitelt erfahren wir dagegen, daß der Me zwar einem Bären gleicht, aber gelbli<h ausſieht, auh nur im Lande Lhu vorkommt. Ungleich vollſtändiger und genauer ſchildert das „Pen-thſaokangamou“ ein Buch das etwa der Raffſchen Naturgeſchichte entſpricht, unſeren Vielhufer: „Der Me“, ſo belehrt es uns, „gleicht einem Bären. Sein Kopf iſt klein, und ſeine Beine find niedrig. Das kurze, glänzende Haar iſt ſchwarz und weiß gefle>, obwohl einige ſagen, daß das Tier gelblih weiß, und andere, daß es graulih weiß von Farbe ſei. Es hat einen Elefantenrüſſel, Nashornaugen, einen Kuhſchwanz und Füße wie ein Tiger.“ Außerdent finden ſi< in cineſiſhen und japaneſiſhen Werken mehrfa<h Abbildungen des Schabra>entapirs, zumal in Büchern, geſchrieben, gedru>t und gebunden zur Freude und Belehrung der Kindlein. Dieſe Abbildungen behandeln den Me als ein entſchieden bekanntes, gewöhnliches Säugetier.

Abgeſehen von chineſiſcher Wiſſenſchaft, iſt die Entde>ungsgeſchihte des Schabra>entapirs folgende: Lange bevor Diard an Cuvier ſchrieb, ün Jahre 1772 bereits, hatte ‘der Engländer Wahlfeldt des zweifarbigen Tapirs in einem Berichte über Sumatra Erwähnung gethan. Ex hielt das Tier für ein Flußpferd und beſchrieb es als ſolches, legte aber eine Zeihnung bei, wel<he unſere Tapirart nicht verkennen läßt. Um dieſelbe Zeit veröffentlihte Marsden eine Geſchichte von Sumatra und in ihr beſtimmte Angaben über den Tapir. Jm Jahre 1805 erhielt Sir Stamford Raffles Nachricht von dem Tiere; wenig ſpäter fand es dann Farquhar in der Umgebung von Malakïa auf, teilte auh der Aſiatiſchen Geſellſchaft bereits im Jahre 1816 eine Beſchreibung und Abbildung mit. Jn demſelben Jahre gelangte der Tapir lebend in die Tierſammlung zu Barracpur bei Kalkutta, und hier war es, wo Diard ihn kennen lernte. Die Ehre der Entde>ung dieſes Unpaarzehers gebührt alſo den Engländern, niht den Franzoſen.

Jm Fahre 1820 trafen die erſte Haut, ein Gerippe und verſchiedene Eingeweide des bis dahin no< immer ſehr wenig bekannten Geſchöpfes in Europa ein. Seitdem haben wir manches vom Schabra>entapir erfahren, ohne uns jedo< rühmen zu können, über ihn voll: ſtändig unterrichtet zu ſein. Über das Freileben mangelt noh jede Kunde, und auch die Beobachtungen über das Gefangenleben ſind keineswegs als erſhöpfende zu bezeichnen. Sterndale nennt ihn ein ſcheues und verborgen lebendes Tier, das aber, jung eingefangen, gut gezähmt werden kann und großer Anhänglichkeit fähig iſt.

Eine kurze Na>kenmähne und ein einfarbiges Haarkleid kennzeihnen den Tapix, in Braſilien Anta oder Danta, in Guayana Maipuri, Gamma, Gadororo und Tapirete