Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Schabra>entapir und Anta: Weſen. Zähmbarkeit. Nahrung. 95

und ſi< mit Wolluſt im Waſſer umhertummeln. Fn leßterem pflegen ſie auch, ſolange ſie ſi frei bewegen können, ihre Loſung abzuſeßen. Fhre Stimme laſſen ſie nur höchſt ſelten vernehmen; manhmal ſ{<weigen ſie monatelang. Auf den Ruf folgen ſie niht, überhaupt thun ſie nur das, was ihnen eben behagt, und es koſtet ihnen immer eine gewiſſe Überwindung, bevor fie ſi< aus ihrer Trägheit aufraffen.

Bei geeigneter Pflege halten Tapire auh bei uns jahrelang in der Gefangenſchaft aus. Auch zur Fortpflanzung hat man ſie gelegentlih bei uns gebracht. Es wird ſogar behauptet, daß man daran gedacht habe, den Schabra>entapir in ſeinem Vaterlande zum Haustiere zu gewinnen, weniger ſeines Fleiſches halber, als um ihn ſowohl zum Laſttragen als auch zum Ziehen zu verwenden. Die Abſicht mag gut gemeint ſein, dürfte ſih aber ſhwerlih ausführen laſſen; denn ſo groß iſt die Gelehrigkeit des Tapirs doch wohl niht, daß er als arbeitender Hausſklave weſentliche Dienſte leiſten könne. Namentlich als Zugtier dürfte er niht eben beſonders Glü> machen. So hübſch es auh ausſehen würde, mit einem Paar Schabra>tentapiren dur die Straßen indiſcher Städte zu fahren, ſo wenig möchte dieſe Beförderungsweiſe unſeren neuzeitlichen Reiſeeinrihtungen entſprechen: einen gefangenen Tapix zum Traben zu bringen, hat größere Schwierigkeiten, als jene Leute, welche ſolchen Gedanken zuerſt ausſprachen, glauben mo<hten. Keller-Leuzinger iſt jedoh auch der Überzeugung, daß die Anta ſi< zum Haustiere machen ließe. Nach ihm werden jung eingefangene ſchon na< wenigen Tagen zahm wie ein Hund und denken gar niht mehr ans Entweichen. „Fn Curitiba, Hauptſtadt der Provinz Parana“, erzählt unſer Gewährsmann, „lief mehrere Jahre ein zahmer, herrenloſer Tapir in den Straßen umher, welcher von morgens bis abends von den Negerjungen geritten wurde. Eine Temperatur von 2—s Grad unter Null, wie ſie im Juni und Juli dort nicht ſelten iſt, ſchien ihn wenig anzufechten.“

Die frei lebenden Tapire nähren ſi< nur von Pflanzen und namentli<h von Baumblättern. Jn Braſilien bevorzugen ſie die jungen Palmenblätter; nicht ſelten aber fallen ſie auch in die Pflanzungen ein und beweiſen dann, daß ihnen Zu>errohr, Mango, Melonen und andere Gemüſe ebenfalls behagen. Jn den Kakaopflanzungen richten ſie, wie Tſchudi verſichert, man<hmal in einer Nacht dur Niedertreten der zarten Pflanzen und das Abfreſſen der jungen Blätter einen Schaden von vielen tauſend Mark an. Fm freien, großen Walde leben ſie oft monatelang von den abgefallenen Baumfrüchten, unter denen ſie, laut Kappler, die Spondias-Pflaumen allen anderen vorziehen, oder in den Brüchen von den ſaftigen Sumpf- und Waſſerpflanzen. Beſonders erpicht ſind ſie auf Salz; es iſt ihnen, wie den Wiederkäuern, Bedürfnis. „Jn allen tiefliegenden Ländern Paraguays“, ſagt Nengger, „wo das Erdreich ſ{<hwefelſaures und ſalzſaures Natron enthält, findet man die Tapire in Menge. Sie bele>en hier die mit Salz geſ<hwängerte Erde.“ Sie freſſen ſogar, wie KellerLeuzinger mitteilt, gleich vielen anderen Tieren, Säugern wie Vögeln, die Thonerde unmittelbar, wie ja auch gerade in jenen Ländern viele Menſchen unverbeſſerliche Erdeſſer ſind. Auch die gefangenen Antas zeigen eine große Vorliebe für Salz. Fm übrigen nehmen ſie alles an, was Schweine freſſen, erkennen aber dankbar jede hma>hafte Gabe an, welche ihnen gereiht wird. Baumblätter und Früchte, Zwieba> und Zu>er gehören zu ihren beſonderen Lecerbiſſen.

Alle Tapirarten werden von den Menſchen eifrig verfolgt, weil man ihr Fleiſch und Fell benußzt. Das Fleiſch gilt als zart, ſaftig und ſhmachaſt; die di>ke Haut wird gegerbt und in lange Riemen geſchnitten, welche abgerundet, dur wiederholtes Einreiben mit heißem Fette geſ<hmeidig gemacht und ſodann zu Peitſchen oder Zügeln verwendet werden, Von den argentiniſchen Freiſtaaten aus ſollen alljährlich eine Menge ſolcher Zügel in den Handel fommen. Für Schuhe iſt, nah T\<hudi, das Fell zu ſpröde, wenn das Wetter tro>en, und zu ſ{<hwammig, wenn die Witterung feucht iſt. Klauen, Haaren und anderen Teilen des