Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

108 Zehnte Ordnung: Unpaarzeher; dritte Familie: Nashörner.

die Tſetſe- Fliege die Haustiere gefährdet und ſomit das Eindringen der Jäger erſ<hwert. Recht zahlreich ſind ſie no<, laut Selous, im nordöſtlichen Maſchunalande, wo ſie aber nun ebenfalls bald ausgerottet werden dürften; dann wird im öſtlichen Südafrika ihr leßter Standort im portugieſiſhen Tieflande am Sabifluſſe und vielleicht bis in die Nähe der Delagoabai ſein.

Die Alten haben das Nashorn ſehr wohl gekannt. Auf den altägyptiſchen Denkmälern fommt es, laut Dümichen, als exklärendes Bild hinter dem Worte „Ab“ vor. „Die Zeichnung ſtellt außer Zweifel, daß nur dieſes Tier dort gemeint ſein kann, und führte es wohl wegen ſeiner an die Stoßzähne erinnernden, ebenfalls nah oben gebogenen Hörner bei den alten Ägyptern denſelben Namen wie der Elefant.“ Für mich ſteht feſt, daß es das Einhorn der Bibel iſt, von welchem Hiob ſagt: „Meineſt du, das Einhorn werde dir dienen und werde bleiben an deiner Krippe? Kannſt du ihm dein Foch anknüpfen, die Furchen zu machen, daß es hinter dir brache in Gründen? Magſt du dich darauf verlaſſen, da es jo ſtark iſt, und wirſt es dix laſſen arbeiten? Magſt du ihm trauen, daß es deinen Samen dir wiederbringe und in deine Scheunen ſammle?“ Der Urtext nennt dieſes Tier „Rem“ und ſchreibt ihm bald ein Horn, bald zwei Hörner zu. Die Römer, welche einhörnige und doppelhörnige kannten, ließen beide auf ihren Kampfpläßen auftreten. Nach Plinius brahte Pompejus neben den Luchſe aus Gallien und dem Pavian aus Äthiopien das erſte einhörnige Nashorn im Jahre 61 v. Chr. zu den Spielen nah Rom. „Das Nashorn“/ erzählt Plinius, „iſt der geborene Feind des Elefanten. Es wett das Horn an einem Steine und zielt im Kampfe vorzüglich nach dem Bauche, wohl wiſſend, daß er weicher iſt, und fo erlegt es den Elefanten.“ Dem fügt er hinzu, daß man ſchon bei Meroe Nashörner finde. „Jn der Stadt Aduleton, dem größten Handelsplaze der Troglodyten und Äthiopier, fünf Tagereiſen zu Schiffe von Ptolemais, werden Elfenbein, Hörner des Nashornes, Leder vom Flußpferde und andere derartige Handelsgegenſtände verkauft.“ Der erſte, welcher von dieſen Tieren ſpricht, iſt Agatharchides; auf ihn folgt Strabon, welcher in Alexandria ein Nashorn geſehen hat. Pauſanias führt es unter dem Namen „äthiopiſcher Ochſe“ auf. Martial beſingt beide Arten:

„Auf dem geräumigen Plan, o Cäſar, führet das Nashorn Solcherlei Kämpfe dir aus, als es ſie nimmer verhieß. Wie in erbittertem Raſen erglühete ſürmend das Untier! Wie gewaltig dur<s Horn, welchem ein Ball war der Stier

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jagt er von dem einhörnigen und

„Während bekümmerte Heber zum Kampfe aufreizten das Nashorn Und lange ſammelnd den Zorn dieſes gewaltigen Tiers, Schwindet dem Volke die Hoffnung des Kampfes vor großer Erwartung, Aber dem Untier kehrt wieder die eigene Wut; Denn es erhebt mit doppeltem Horn den gewaltigen Bären, Leicht, wie die Doggen der Stier wirft zu den Sternen empor.“ von dem zweihörnigen.

Die arabiſchen Schriftſteller ſpxehen ſchon ſehr frühzeitig von beiden Arten und untercheiden die indiſchen und afrikaniſchen; in ihren Märchen kommen ſie niht ſelten als zauberhafte Weſen vor. Marco Polo, der bekannte und für die Tierkunde ſo wichtige Schriftſtellex, iſt der erſte, welher nah langer Zeit, während man nichts von Nashörnern vernimmt, das Stillſchweigen briht. Er hat es auf ſeiner Reiſe im 13. Jahrhundert in Fndien und zwar auf Sumatra wieder geſehen. „Sie haben dort“, ſagt ex, „viele Elefanten und ,„Löwenhörner*, welche zwar gleiche Füße haben, aber viel kleiner ſind als jene und in der Behaarung dem Büffel ähneln. Sie tragen ein Horn mitten auf der Stirn, thun damit aber niemand etwas.