Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

110 Zehnte Ordnung: Unpaarzeher; dritte Familie: Nashörner.

Moraſte ein Loh und wälzen und drehen ſich in dieſem, bis Rücken und Schultern, Seiten und Unterleib mit Schlamm bede>t ſind. Das Wälzen im Schlamme thut ihnen ſo wohl, daß ſie dabei laut knurren und grunzen und ſi von dem behaglichen Bade ſogar hinreißen laſſen, die ihnen ſonſt eigene Wachſamkeit zu vernachläſſigen.

Die Nashörner ſind mehr bei Nacht als bei Tage thätig. Große Hiße iſt ihnen ſehr zuwider; deshalb ſchlafen ſie um dieſe Zeit an irgend einem ſchattigen Orte, halb auf der Seite, halb auf dem Bauche liegend, den Kopf vorgeſtre> und ebenfalls aufgelegt, oder ſtehen träge in einem ſtillen Teile des Waldes, wo ſie durch die Kronen größerer Bäume gegen die Sonnenſtrahlen geſüßt ſind. Alle Berichterſtatter ſtimmen darin überein, daß der Schlaf der Tiere ein ſehr geſunder iſt. Mehrere von ihnen konnten ſih ruhenden Nashörnern ohne beſondere Vorſicht nähern: dieſe glichen fühlloſen Felsblö>ken und rührten ſih niht. Gewöhnlich vernimmt man das dröhnende Schnarchen des ſhlafenden Nashornes auf eine gute Stre>e hin und wird dadur<h ſelbſt dann aufmerkſam gemacht, wenn man das verſte>t liegende Tier niht ſieht. Doch kommt es auch vor, daß der Atem leiſe ein- und ausgeht und man plöglih vor einem der Rieſen ſteht, ohne von deſſen Vorhandenſein eine Ahnung gehabt zu haben.

Mit Anbruch der Nacht, in vielen Gegenden aber auch ſchon în den Nachmittagsſtunden, erhebt ſich das plumpe Geſchöpf, nimmt ein Shlammbad, re>t und dehnt ſih dort behaglich und geht nun auf Weide aus. Es äſt ebenſowohl in den dichten, anderen Tieren kaum zugänglihhen Wäldern als auch auf offenen Ebenen, im Waſſer nicht weniger als in dem Röhricht der Sümpfe, auf Bergen ebenſo gut wie im Thale. Wo es mit Elefanten zuſammenlebt, nimmt es gewöhnlih deren Wege an; doch verurſacht es ihm keine Schwierigkeit, ſelbſt folche zu bahnen. Jn den Dſchangeln Fndiens ſieht man von ihm herrührende lange, ſ<hnurgerade Wege, auf denen alle Pflanzen ſeitlih niedergebrochen ſind, während der Boden nieder: geſtampft iſt; im Jnneren Afrikas gewahrt man ähnliche Gangſtraßen. Nicht ſelten findet man wohl ausgetretene Wege, welche über felſige oder ſteinige Abhänge von einem Walde zum anderen führen und durch das beſtändige Traben auf der gleichen Stelle förmlich in das Geſtein eingegraben wurden, ſo daß ſchließlich tiefe Hohlwege entſtehen. „Auf Java“, ſchreibt mix Haßkarl, „fand ih ſolche Wege noh auf Höhen von 3000 m über dem Meere, ebenſo wie in den feuchten Niederungen der Südküſten der Fnſel. Unter allen Umſtänden kann man, dieſen Wegen folgend, mit Sicherheit darauf rechnen, \<ließlih zu einer Quelle oder Waſſerlache zu gelangen. Hier und da iſt ein Baumſtamm quer über den oſt mehr als einen halben Meter tief ausgetretenen Weg geſtürzt, ſo daß das Nashorn nur mit Mühe darunter weglaufen kann; gleihwohl nimmt es nah wie vor den altgewohnten Wechſel an, denn man findet den unteren Teil des Stammes abgerieben, ja förmlich poliert.“ Auch von Heuglin hebt hervor, daß das Doppelnashorn regelmäßig ſeinen Weehſel einhält, nicht wie der Elefant ein umherſhweifendes Leben führt, vielmehr ſeine Standorte nur ſelten, höchſtens durch die Dürre gezwungen, verändert, und Mohr erzählt, ebenſo wie Junghuhn und Haßkarl, von breit ausgetretenen Wegen der leßtgenannten Art, welche auf den ſteilen Höhenzügen und Bergen ſüdli< vom Sambeſi, ſelbſt auf den \hrofſſten Kuppen und Gipfeln zu bemerken waren und zuweilen als Fußpfade benußt werden konnten.

Hinſichtlih ſeiner Nahrung ſteht das Nashorn zum Elefanten in einem ähnlichen Verhältniſſe wie der Eſel zum Pferde. Es frißt Baumzweige und harte Stauden aller Art, Diſteln, Ginſter, Sträucher, Schilfarten, Steppengras und dergleichen, iſt aber auch ſaftigerem Futter durchaus niht abhold. Fn Afrika beſteht , wie ſchon bei Beſchreibung der Arten erwähnt, die Hauptnahrung der einen aus Gezweige, beſonders der dort weitverbreiteten dornigen Mimoſaceen, die der anderen aus büſchelförmig wachſenden Gräſern, Manchmal richten unſere Tiere, wo Feldbau betrieben wird, auh ziemliche Verwüſtungen an; denn ſie bedürfen großer Futtermengen, bevor der Magen von 1,5 m Länge und 75 em