Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Bergſteinbo>: Allgemeines. Verſchiedenheiten. Verbreitung. 187 |

den übrigen zwei Dritteln ihrer Länge dunkel gefärbt ſind. Jm vollendeten Winterkleide herrſchen ein in das Braune ſpielendes Schwarz und Grau vor, erſtere Färbung auf Naſenrüden, Stirn und Vorderhals, leßtere zwiſhen Auge und Ohr an den Kiefergelenken, den Halsſeiten bis zu den Schulterblättern und auf den Seiten bis zur Mitte des Hinterſchenkels; doh miſht ſi< an allen genannten Teilen Schwarz oder Schwarzbraun ein, weil viele Grannen in ſhwarze Spigzen endigen. Die Begrenzung der Farbenfelder iſt folgende: Naſenrüden bis zur Oberlippe, Stirn, Unterkiefer, Bart, ganze Vorderſeite des Halſes, Bruſt, Seiten des Bauches, Hinterkopf, Hinterhals und Rücken ſind ſ<warz, Vorderſeite der Läufe bis zu den Hufen herab und ein am Hinterkopfe beginnender, die im Sommer wie im Winter gleihgefärbte Mähne in ſi faſſender, in gerader Linie längs des Rückgrates bis zur Schwanzſpize verlaufender, 3—4 ecm breiter Streifen, ein auf den Schulterblättern von ihm ſi<h abzweigender, bis zu den Vorderläufen ſi<h erſtre>ender, mit jenem ein Kreuz bildender Querſtreifen kohlſ<warz, Oberlippe, Backen vom oberen Augenlide bis zum Kieferwinkel, Seiten, vom Schulterblatte an beginnend, hellgrau, ein die Seiten unten und hinten einfaſſender Streifen und die Hinterſchenkel <hwarzbraun, leztere dur einzelne graue Haare geſprenkelt, ein auf dem Bruſtbeine beginnender, 8 em breiter Streifen endlih, welcher ſi<h auf dem Bauche ausbreitet und zuleßt dieſen wie die innere Fläche der Hinterſchenkel bedet, ſowie ſeine Fortſezung nach oben hin, wo er den ſ<hwarzen Schwanz beiderſeitig ſaumartig einfaßt und dem langen Büſchel desſelben einzelne, mit ihm gleih gefärbte Haare einmiſ<ht, reinweiß von Farbe.

Die Färbung der Ziege iſt wenig veränderlih, jedo< ebenfalls im Sommer heller, im Winter dunkler. Rehfarben oder Hellbraun herrſcht vor; ſ<hwarz ſind die Vorderſeiten der Läufe, von den Hand- und Ferſengelenken an bis zu den Hufen herab, ſ{<warz mit grau gemiſcht ihre Hinterſeiten. Auch ein Streifen längs des Bruſtbeines von 9 em Breite und doppelter Länge hat ſ<hwarze Färbung. Die Zi>klein gleichen der Mutter, ihre Hauptfärbung iſt jedo<h niht hell-, ſondern dunkel kaſtanienbraun, die der Läufe ſhwarzbraun.

Von der vorſtehend beſchriebenen Art glaubte Shimper den auf den ſüd- und oſt: ſpaniſchen Gebirgen lebenden Steinbo> unter dem Namen Capra hispanica unterſcheiden zu dürfen; die Merkmale des einen und anderen Tieres ſind aber ſo übereinſtimmende, daß ſi< die Trennung ſ<hwerli< aufreht erhalten läßt. Die Steinböcke der Sierra de Gredos wie die der Serrania de Ronda und der Sierra Nevada in Andaluſien, der Sierra de Segura in Murcia, der Sierra de Cuenca und dem Monte Carroche in Valencia haben dasſelbe Gehörn wie der Bergſteinbo>, ſind jedo<h in der Regel etwas kleiner und heller gefärbt; inSbeſondere iſt das Shwaxz nicht ſo ausgedehnt wie bei dieſem. Jh habe kein Bedenken getragen, beide in Spanien lebende Steinbö>e zu vereinigen.

Demgemäß erſtre>t ſih das Verbreitungsgebiet des Bergſteinboces von der Küſte des Golfes von Biscaya bis zum Mittelmeere und von den Pyrenäen bis zur Serrania de Ronda. Außer den oben genannten Gebirgen bewohnt er die Sierra Morena, die Montes de Toledo, die Pyrenäen und alle höheren Gebirgszüge Nord- und Mittelſpaniens, in beſonderer Häufigkeit namentlich die Sierra de Gredos, wogegen er auf den Gebirgen der fantabriſchen Küſte gänzlich zu fehlen ſcheint. „Die Sierra de Gredos“, ſo ſchildert mein Bruder, „wird dur die höchſte Erhebung der Cordillera Carpeto gebildet; der höchſte Berg dieſes langen Gebirgszuges, der Almanzor, welcher zu 2650 m auſſteigt, nebſt Umgebung iſt der Liebling8aufenthalt unſeres Steinwildes. Jm Winter mag es, zumal auf der Südſeite des Gebirges, nah Eſtremadura hin, etwas tiefer herabſteigen; im Sommer aber wird man es in der nächſten Umgebung des Almanzor niemals vermiſſen und in der Regel in ſtarken Rudeln, namentlich ſolchen, welche aus alten Böen beſtehen, mit Sicherheit beobachten können.