Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

204 Elfte Ordnung: Paarzeher; dritte Familie: Horntiere.

Unterſuchung des Flaumes von der Echtheit der Tiere und kaufte 1300 Stüc an. Dieſe Herde brachte er nah Kaffa in der Krim, ſchiſte ſih mit ihr ein und landete im April 1819 zu Marſeille. Aber nur 400 Stü> hatten die lange, beſchwerliche Seereiſe ausgehalten, und dieſe waren ſo angegriffen, daß man wenig Hoffnung hatte, Nachzucht von ihnen zu erhalten. Namentlich die Böcke hatten ſehr gelitten. Glülicherweiſe ſandten faſt zu gleicher Zeit die franzöſiſchen Naturforſcher Diard und Duvaucel einen kräftigen Bo der Kaſchmirziege, welchen ſie in Fndien zum Geſchenke erhalten hatten, an den Tiergarten zu Paris. Er wurde der Stammvater aller Kaſchmirziegen, welhe gegenwärtig in Frankreih leben und dem Lande 12—16 Millionen Mark einbringen. Von Frankreich aus kam die Kaſhmirziege auh na< Öſterreih und Württemberg; doh erhielt ſich hier die Nahzucht leider nicht.

Die Mamberziege (Capra hircus mambrica) ähnelt wegen ihrer langen Haare einigermaßen der Kaſchmirziege, unterſcheidet fih von dieſer aber dur ihre außerordentli langen, \{laff herabhängenden Ohren, welche in gleiher Größe und Geſtalt bei feiner anderen Ziege gefunden werden. Sie iſt groß und hoch, aber gedrungen gebaut, der ziemli geſtre>te Kopf auf der Stirn ſanft gewölbt, längs des Naſenrü>ens gerade. Beide Geſchlechter tragen Hörner, der Bok gewöhnlich ſtärkere und mehr gewundene als die Ziege. Die Hörner beſchreiben einen Halbkreis, deſſen Spiße nah vorn und auſwärts gerichtet iſt. Die Augen ſind klein, die Ohren etwa dritthalbmal ſo lang als der Kopf, verhältni8mäßig ſchmal, ſtumpf abgerundet, gegen die Spitze zu nah außen etwas aufgebogen. Eine reichliche und dichte, zottige, ſtraffe, ſeidenartig glänzende Behaarung de>t den Leib mit Ausnahme des Geſichts, der Ohren und der Unterfüße, welche kurz behaart ſind. Beide Geſchlechter tragen einen mittellangen, ſ{<wachen Bart.

Auch dieſe Form muß ſchon ſeit Jahrtauſenden in den Hausſtand übergegangen ſein, da ſie bereits Ariſtoteles kannte. Gegenwärtig findet man ſie in der Nähe von Aleppo und Damaskus in großer Anzahl. Von Kleinaſien aus ſcheint ſie dur einen großen Teil des Erdteils vorzukommen. So halten ſie z. B. die kirgiſiſhen Tataren in Menge, pflegen ihr aber die langen Ohren mehr als zur Hälfte abzuſchneiden, damit ſie beim Weiden nicht hinderlih ſind. Von den in der Kirgiſenſteppe heimiſchen Ziegen ſhreibt D. Finſh, nachdem er das Fettſteißſchaf beſchrieben hat: „Stattlicher als das Schaf erſcheint die Ziege, wel<he mit ihm häufig zuſammen gehalten wird und bisweilen geradezu Bewunderung erregt. Es ſind große, ſtark gebaute Tiere mit kurzen Köpfen, langem Barte und mächtiger Entwickelung des meiſt weißen Haares, welches bis zum Knie herabfällt und auf der Stirn mähnenartig die Augen bede>t. Wie beim Schafe ſind die Ohren herabhängend. Eine beſondere Raſſeneigenart erhalten dieſe Ziegen aber durch die eigentümliche Bildung der Hörner. Dieſe ſtehen nämlih meiſt gerade aufreht und biegen ſih entweder mit den Spißen gegeneinander nah innen, oder die leßteren wenden ſich etwas nah rü>wärts. Außer den ſchönen langhaarigen Ziegen, welche ih in Bulgarien ſo häufig ſah, erinnere ih mich niht, ſchönere angetroffen zu haben.“

Ferner ſcheint mix die Nil- oder ägyptiſche Ziege (Capra hircus aegyptiaca), dieſelbe, welhe auf den Denkmälern ſo vielfach dargeſtellt wurde, der Erwähnung wert zu ſein. Jn der Größe ſteht ſie unſerer Hausziege merklih nach, iſt aber hohbeiniger und kurzhörniger und beſonders ausgezeihnet dur ihren kleinen Kopf und die gewaltige Namsnaſe. Ein Gehörn fehlt gemeiniglih beiden Geſchlechtern oder iſt, wenn vorhanden, klein, dünn und ſtummelhaft; auh einen Bart habe ih bei den von mir beobachteten vermißt. Verhältnismäßig kleine Augen, ſhmale und langgezogene Naſenlöcher, etwa kopflange, ſhmale, ſtumpfe, gerundete und flahe Schlappohren, ein paar Hautklunkern an der Kehle und glatte,