Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
214 Elfte Ordnung: Paarzeher; dritte Familie: Horntiere.
Sämtliche Schafe ſind e<te Gebirgskinder, ſcheinen ſi<h nur in bedeutenden Höhen wohl zu fühlen und ſteigen meiſt bis über die Schneegrenze, einzelne bis zu 6000 und 7000 m Höhe empor, wo außer ihnen nur no< Ziegen, ein Rind, das Moſchustier und einige Vögel leben können. Fn ebenen Gegenden hauſen bloß zahme Schafe, und man ſieht es denen, welche in Gebirgsländern gezüchtet werden, deutlih genug an, wie wohl es ihnen thut, eine ihnen zuſagende Örtlichkeit bewohnen zu dürfen. Grasreiche Triften oder lichte Wälder, ſchroffe Felſen und wüſte Halden, zwiſchen denen nur hier und da ein Pflänzchen ſprießt,
Gerippe des Mufflons. (Aus dem Berliner anatomiſchen Muſeum.)
bilden die Aufenthaltsorte der Wildſchafe. Je nah der Jahreszeit wandern ſie von der Höhe zur Tiefe oder umgekehrt: der Sommer lo>t ſie nah oben, der eiſige Winter treibt ſie in wohnlichere Gelände, weil ex ihnen in der Höhe den Tiſch verde>t. Die Nahrung beſteht im Sommer aus friſchen und ſaftigen Alpenkräutern, im Winter aus Mooſen, Flechten und dürren Gräſern. Die Schafe ſind le>er, wenn ſie reihe Auswahl haben, und genügſam im hohen Grade, wenn ſi< ihnen nur weniges bietet: dürre Gräſer, Schößlinge, Baumrinden und dergleichen bilden im Winter oft ihre einzige Äſung, ohne daß man ihnen deshalb Mangel anmerkt.
Mehr als bei anderen Haustieren, vielleicht mit alleiniger Ausnahme des Renntieres, ſieht man an den Schafen, wie die Sklaverei entartet. Das zahme Schaf iſt nux noch ein Schatten von dem wilden. Die Ziege bewahrt ſih bis zu einem gewiſſen Grade auch in