Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

6826 Erſte Drdnung: Baumvögel; zweiunddreißigſie Familie: Kolibris.

gewöhnlich die Überreſte kleiner Käferchen gefunden, die ſie oft gänzlich anfüllen. Daß man, wie bei Leſſon zu leſen, die Kolibris in gezähmtem Zuſtand mit Honig oder Pflanzenſäſten erhalten haben will, iſt fein Beweis, daß ſie auch in der Freiheit eine ſolche Nahrung zu ſih nehmen. Fener gelehrte Reiſende ſcheint übrigens au< gänzlih meiner Anſicht über die Nahrung der Kolibris beizutreten. Der Engländer Rennie ſprach ſi<h no< neuerdings meinen Beobachtungen durchaus entſprechend über dieſen Gegenſtand aus, und was er hierüber ſagt, iſt ſehr rihtig.“

Ungefähr gleichzeitig mit dieſer Angabe des Prinzen (1831) erſchien Audubons ausgezeihnetes Werk. Jn ihm heißt es: „Die Nahrung der Kolibris beſteht vorzugsweiſe aus Kerbtieren, hauptſächlich aus Käfern. Dieſe, zuſammen mit kleinen Fliegen, werden gewöhnlih in ihrem Magen gefunden. Sie leſen die erſteren von den Blumen ab und fangen die leßteren im Fluge. Der Kolibri könnte als ausgezeihneter Fliegenfänger angeſehen werden. Nektar oder Honig, der aus den verſchiedenen Pflanzen aufgeſogen wird, iſt gewiß ungenügend, ihn zu erhalten; er dient vielleiht mehr, um den Durſt zu ſtillen. Von vielen dieſer Vögel die in der Gefangenſchaft gehalten und mit Honig oder Zucker ernährt wurden, habe i< erfahren, daß ſie ſelten mehrere Monate am Leben blieben, und wenn ſie dann unterſucht wurden, fand man ſie im höchſten Grade abgemagert; andere hingegen, denen zweimal tägli<h friſhe Blumen aus den Wäldern oder aus den Gärten gebracht und deren Gefängnis nur mit Gazenegen, dur< welche kleine Kerbtiere eindringen konnten, verſ{loſ ſſen waren, lebten 12 Monate und wurden dann noch freigelaſſen.“

Unter den neueren Beobachtern haben Goſſe und Burmeiſter denſelben Gegenſtand ausführlicher beleuchtet. „Die Nahrung der Kolibris“, ſagt der erſtere (1847), „beſteht, wie ih überzeugt bin, faſt ausſ<hließlih aus Kerbtieren. Daß ſie Blumennektar mit aufnehmen, will ih zugeben, daß ſie mit aufgelöſtem Zucker oder Honig in der Gefangenſchaft eine Zeitlang hingehalten werden können, weiß ih; daß ſie aber bei dieſer Nahrung leben bleiben, ja nux ihre Kraft behalten ſollten, bezweifle ih entſchieden. Jh habe viele von allen auf Jamaika vorkommenden Arten zergliedert und unabänderlih den kleinen Magen mit einer ſchwarzen Maſſe angefüllt gefunden, derjenigen, welche man in dem Magen der Sänger trifft, täuſchend ähnlich, mit einer Maſſe, die, genauer unterſucht, als Überreſte kleiner Kerbtiere ſih erwies. Die Beobachtung Wilſons, daß der gemeine Kolibri im Fluge fange, habe ih bei unſeren Arten ſehr oft gemacht. Jh habe geſehen, wie der Mango vor Einbruch der Nacht die Wipfel der Bäume, die niht in Blüte ſtanden, umflog und aus der Art ſeines Fluges ſchließen können, daß er kleine Kerbtiere fing. Der Grund der ſchnellen Drehungen des Kappenkolibris in der Luſt iſt Kerbtierfang. Jh habe einen, der damit beſchäftigt war, in großer Nähe beobachten können, mit Beſtimmtheit die kleinen Fliegen, die er verfolgte, in der Luft unterſchieden und wiederholt das Schnappen ſeines Schnabels gehört.“ Lord beobachtete in der Nähe des Felſengebirges einen Kolibri, der in Gemeinſchaft mit anderen ſeiner Art eifrigſt beſchäftigt war, allerlei Kerbtiere dem klebrigen Safte eines Baumſtammes zu entnehmen. Kleine Kerfe verſchiedenſter Art hatten ihren Vorwiß, von dem ausfließenden Safte zu naſchen, mit Verluſt ihrer Freiheit büßen müſſen und waren gefangen oder angeklebt, aber auh bald von den Kolibris bemerkt worden, die jeßt herbeikamen, um ſich die ihnen genehme Beute mit aller Bequemlichkeit anzueignen.

Mit aller Abſicht habe ih im Vorſtehenden die verſchiedenen Angaben maßgebender Forſcher zuſammengeſtellt, weil immer noh eins aufzuklären bleibt. Daß nach vorliegenden Mitteilungen ſ{hwerlih noh jemand verſucht ſein kann, an das Honigſaugen der Kolibris zu glauben, darf ih annehmen; dagegen ſcheint mix nachſtehende Angabe und Annahme Burmeiſters noh der Beſtätigung zu bedürfen. Dieſer Forſcher behauptet nämlih mit allex Beſtimmtheit, in ſeiner Reiſebeſchreibung ebenſowohl wie in ſeiner ſyſtematiſchen