Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

700 Erſte Drdnung: Baumvögel; dreiunddreißigſte Familie: Segler.

Die nächſten Verwandten der Kolibris, die Segler (Cy pselidae), ſind gleifalls fleine, aber kräftig gebaute Vögel mit langgeſtre>tem Leibe, kurzem Halſe und breitem, ziemlih fla<h gewölbtem Kopfe, der einen kleinen, äußerſt furzen, ſhwachen, dreie>igen, d. h. hinten verbreiterten, an der Spige aber zuſammengedrücten, etwas bogenförmigen Schnabel lrägt, deſſen Kinnladen ſich ſo tief ſpalten, daß der Rachen ſehr weit geöffnet werden kann. Die Flügel ſind ſhmal und wegen der gekrümmten Schwingen ſäbelförmig gebogen; der Handteil trägt 10 Schwingen, von welchen die erſte die längſte oder bei einigen Arten höchſtens etwas gegen die zweite verkürzt iſt; am Armteile hingegen ſtehen nur 7—8 Schwingen, die breit zugerundet und am Ende leiht ausgebuchtet aber nicht \pizig ſind wie die Handſchwingen. Der Schwanz iſt ſehr verſchieden geſtaltet bald länger, bald kürzer, bald ſeichter, bald tiefer ausgeſchnitten beſteht aber immer nur aus 10 Federn. Die Füße ſind kurz und verhältnismäßig kräftig, namentlih was den Lauſfteil betrifft, die kurzen Zehen mit ſeitlih zuſammengedrüten, ſtark gebogenen und ſehr ſpigigen Krallen bewehrt. Das Gefieder iſt im allgemeinen fkleinfederig und derb, ausnahm2weiſe dur metalliſ< glänzende Färbung wie bei den Kolibris ausgezeihnet, gewöhnlich aber einfarbig und düſter.

Nach Nivſ< ähneln die Segler zwar den Shwalben wie in den äußeren Formen, jo auh in einigen Verhältniſſen des inneren Baues, allein ſie entfernen ſi< in vielen Punkten gar ſehr von ihnen und in einigen von allen Vögeln. Das Bruſtbein iſt groß, länger als breit, nah hinten allmählih immer breiter werdend, ohne Spur einer häutigen Bucht oder Jnſel, am hinteren Rande mit hohem, großem Kiel. Die Vorderglieder ſind dur die Kürze der Oberarmknochen und die Länge der Hand noh weit mehr ausgezeihnet als die der Schwalben, indem der Luft führende Oberarmknochen, der drei ſonderbare, faſt hakenförmige Fortſätze zeigt, nur die Länge des zweiten Gliedes, des Langfingers, hat und der Handteil im ganzen Vordergliede überwiegt. „Außer den Kolibris dürfte keine Vogelfamilie eine ſo ungewöhnlich lange Hand und einen ſo ungemein kurzen Oberarm haben. Ganz einzig iſt die Gliederung der Fußzehen; denn ſtatt der gewöhnlichen Steigerung der Zahl der Zehenglieder, nah welcher der Daumen 2, die innere Vorderzehe 3, die mittlere 4 und die äußere 5 Glieder hat, iſt die Zahl hier 2, 3, 3, 3, indem die äußere Zehe um 2 Glieder, die mittlere um 1 Glied ſozuſagen verkürzt iſt. (Hierzu bemerkt Burmeiſter, daß dieſes Zahlenverhältnis nur für die e<hten Segler Gültigkeit habe, während bei anderen Arten ſih das gewöhnlihe Zahlenverhältnis 3, 4, 5 zeige.) Der untere Kehlkopf hat nur ein ſ{hwaches Muskelpaar; die Zunge iſt faſt ſo platt und breit, auh vorn ſo zugeſpißt wie bei den S<hwalben; der Schlund iſt ohne Bauch oder Kropf, der Vormagen klein, der Magen ſ{<hwahmuskelig, der Darmſchlauh kurz und ohne Spur von Vlinddärmen.“ Jn beſonderem Grade beachtenswert ſind die außerordentlich entwidelten Speicheldrüſen der Segler, die ſie befähigen, eigentümliche Neſter zu bauen. Nach Girtanners Unterſuchungen liegen zu beiden Seiten des Zungenbandes zwei große, in der Schleimhaut der Mundhöhle eingebettete Speicheldrüſenanhäufungen. Sie erſtre>en ſih von der Spige des Unterſhnabels, den Unterkieferäſten folgend, bis zur Stimmrigze, und jede einzelne zerfällt an und für ſi< in mehrere Drüſenhaufen. Während der Brutzeit ſchwellen die Drüſen außerordentlich an und ſondern dann in ſo reihliher Menge Schleim ab, daß die Segler dieſen verwenden können, um ihre Neſter zuſammenzuleimen.

Die Segler verbreiten ſih über alle Erdteile und bewohnen hier alle Gürtel der Breite, mit Ausnahme des kalten, ſowie alle Höhen vom Meeresſtrande an bis gegen die Schneegrenze hinauf. Sie. finden ſih ebenſowohl in Waldungen wie in waldloſen Gegenden, vorzugsweiſe aber in Gebirgen und Städten, weil Felswände und Mauern ihnen die paſſendſten Niſtpläße gewähren.