Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

708 Erſte Drdnung: Baumvögel; dreiunddreißigſte Familie: Segler,

anderen größer und der Fnhalt wie das Gewicht des Eies daher faſt immer glei<h. Wie der Verwandte, ſo brütet auh der Alpenſegler nux einmal im Fahre.

Wohl kein einziger Beobachter, der den Alpenſegler im Freien ſieht, vermag ſi< des tiefen Eindruces zu erwehren, den der Vogel auf jedes unbefangene Gemüt ausüben muß. Erhöht wird der Eindru> no< weſentlih dur< die Großartigkeit der Umgebung, die erhabene Landſchaft des Wohngebietes dieſes ſtolzen und gewaltigen Fliegers. Anziehend und feſſelnd wie immer ſchildert Bolle ſein Zuſammentreffen mit dem Alpenſegler. Er befand ſi< auf Jschia, und es war am 8. Juni nachmittags. „„Tritetirrrrrrr! erklang es in der Sommerluſt über mir. Spielend jagte ſi ein Pärchen dur den hohen Äther. Wie fonnte ih den Vogel verkennen! Vaterland, Größe und die blendendweiße Unterſeite verrieten ihn mix augenbli>li<. Bald gewahrte ih, ohne meinen Dünenſiß zu verändern, ihrer mehrere. Jn außerordentliher Menge bewohnen ſie den hohen Felsberg, der inſelartig, obwohl mit dem Feſtlande dur einen Damm verbunden, das Kaſtell der Stadt Jschia auf ſeinem Scheitel trägt. Sie mögen aber wohl alle Vorgebirge der Jnſel in Beſchlag genommen haben. Die Punta del Jmperatore, welche die Weſtklippe der Fnſel bildet, iſt ein wundervoller Ort mit ſeinen ſ{haumſprißenden Brandungen, hoh über dem purpurblauen Meere voller Lavatrümmer, weit hinausſhauend bis gegen das Vorgebirge der Circe und die Ponzainſeln. Von der Höhe dieſer Punta del Fmperatore aus ſieht man, ein pra<htvoller Anbli> die Alpenſeglerflüge ſcheinbar ganz niedrig über der See kreiſend. Sich abhebend von dem Dunkelblau der Fluten, erſcheinen ſie dem Auge ſilberweiß; ih weiß niht, ob dur irgend eine optiſhe Täuſchung erzeugt, dur< eigentümlihe Brehung der Lichtſtrahlen auf ihrem doh niht metalliſhen Gefieder, oder weil ſie ſchiefen Fluges den hellfarbigen Unterkörper etwas nah oben wenden. Aber auh auf Capri habe ih ſie wieder: gefunden, die Segler der Lüfte, und als alte Freunde begrüßt. Jn manch einſamer Stunde ſind ſie dort meine alleinige Geſellſchaft geweſen. Überall, wo man an den ſhwindelnden Rand der Felſenrieſen tritt und unten im Boote an ihrem vom Meere umſpülten Fuße entlang fährt, ſieht man ſi< von den lauten Schwärmen dieſer Vögel umringt. Eine Siedelung reiht ſi< an die andere wie ein ununterbrochener, das Eiland umſchlingender Gürtel. Oft habe ih auf der Oſtklippe, die dur< die Trümmer ihres Kaiſerpalaſtes das Andenken an die düſtere und einſiedleriſhe Jmperatorengeſtalt des Tiberius in die Gegenwart hinüberträgt, ſtundenlang geſeſſen. Wenn ſo das Auge zurückkehrte aus den lichten Fernen der gegenüber ſi< ausbreitenden Landſchaſtsbilder, vom Veſuv und von Somma, vom Vorgebirge der Minerva oder jenſeits der Sirenen, von dem verſhwindenden Horizont des Salernobuſens, und ih, über die Böſchung gelehnt, voll wollüſtigen Shauderns den Grund der ungeheuern Tiefe mit den Augen ſuchte, ohne ihn anders als in dem Schimmern der Meeresfläche zu finden, über welche wohl wie ein Punkt auf himmelblau gemarmeltem Grunde ganz langſam eine Möwe hinglitt: da waren es unwandelbar die Felſenſegler, die das Luftmeer unter mir belebten. Unter der faſt 400 m hohen Klippe Salto di Tiberio ſchienen ſie mir des Geſeßes der Schwere zu ſpotten.“

Auch ih habe die Alpenſegler einmal in einer ſo großartigen Landſchaft geſehen, wie ſie ſolche nur irgendwo bewohnen können: auf dem Gipfel des Montſerrat in Katalonien. Bis zu etwa 1500 m über das ihn umgebende Land erhebt ſich dieſer einzeln ſtehende Berg. Tauſende von Felskegeln der eigentümlichſten Arten ſeßen ihn zuſammen, bauen ſich übereinander und ragen endlih wie gewaltige Obelisken nebeneinander empor. Tiefe Shluchten, die furhtbare Abgründe bilden, ſenken ſih dazwiſchen ein. Über ein weites, reihes Land {weiſt das Auge, bis die Seele trunken wird im Schauen. Von Norden her glänzen die ſchneeigen Gipfel der Pyrenäen herüber, flimmernd und ſ{himmernd in glühender Beleuchtung; na< Oſten hin ſchweift der Blik über das tiefblaue Mittelmeer, aus welchem